Das Schicksal der Welpen, die einem slowakischen Schmuggler abgenommen wurden, steht auf Messers Schneide. Jetzt sind die Behörden gefordert, hart durchzugreifen.
Im Tierheim Arche Noah in Graz geht es rund:137 aufgeweckte Rassehundewelpen halten die Pflegerinnen auf Trab, jedes der kleinen Fellknäuel heischt nach individueller Betreuung, die meisten haben sogar schon Namen bekommen. Trotz ihrer ausgeprägten Instinkte spüren die putzigen Vierbeiner jedoch nicht, dass die ausstehende Entscheidung der Behörden für ihre Zukunft wie ein Damoklesschwert über ihnen schwebt.
Die Rettung
Das Drama um die jungen Möpse, Rottweiler,
französischen Bulldoggen und Dackel wurde am Montag aufgedeckt. Wie
berichtet, hatten Polizisten bei einer Verkehrskontrolle im burgenländischen
Markt Allhau aus dem Laderaum eines slowakischen Transporters
herzzerreißendes Winseln gehört. In engen Käfigen hatten die verstörten
Welpen bereits eine stundenlange Fahrt hinter sich, mehr als 2.000 Kilometer
bis zum Bestimmungsland Spanien lagen noch vor den Kleinen, die vorerst
beschlagnahmt und in die Arche Noah nach Graz gebracht wurden.
Geschäft mit dem Tod
Die Reise in dem dunklen, stickigen
Verlies hätte für viele Hunde den sicheren Tod bedeutet. Doch solche
Ausfälle sind von der organisierten Hundemafia aus dem ehemaligen Ostblock
einkalkuliert – sind doch bei jedem der regelmäßigen Transporte rund 60.000
Euro schmutziger Gewinn zu machen. Und um sie eben möglichst teuer verkaufen
zu können, werden die Welpen, wie in diesem Fall, viel zu früh von der
Mutter getrennt. „In den Frachtpapieren war das Alter der Hunde mit 17
Monaten angeführt, der Tierarzt bestätigte aber, dass die meisten erst rund
sechs Wochen alt sind“, erklärt die erste Staatsanwältin Theresia
Schneider-Panholzer vom zuständigen Gericht in Eisenstadt. Laut Tierschutz-
und Beförderungsgesetz dürfen Hunde aber frühestens mit acht Wochen
transportiert werden.
Geringe Strafe
Strafrechtlich wird dem slowakischen
Welpenzüchter, der die Tiere in sogenannten Wurffabriken förmlich am
Fließband produziert, kaum etwas passieren. Staatsanwältin
Schneider-Panholzer: „Es könnte sich hier um die Fälschung von Beweismitteln
nach Paragraf 293 handeln. Dafür steht bis zu ein Jahr Haft. Tatsächlich
wird vom Bezirksgericht meist eine Geldstrafe ausgesprochen.“ Eine geringe
Geldstrafe also, die von der millionenschweren Hundemafia aus der Portokasse
bezahlt werden kann. Stefan Moser, Leiter der Arche Noah in Graz, fordert
für Tierschmuggler die ganze Härte des Gesetzes (siehe Interview rechts).
Verantwortlich
Der Ball, wie es jetzt mit „Jack“, Mops „Alfred“
oder Dackel „Sindy“ weitergeht, liegt nun beim Bezirkshauptmann von
Oberwart, Hermann Sagmeister. Seine Behörde bestimmt über eine Abnahme der
Tiere, oder ob die hilflosen Kleinen dem slowakischen Besitzer zurückgegeben
werden müssen. „Der Fall wird bearbeitet, die Entscheidung soll demnächst
fallen“, so Sagmeister zu ÖSTERREICH.
Indes haben sich etliche Tierfreunde gemeldet, die dem Drama nicht zusehen wollen. Tenor: „Die Welpen dürfen nie in die Hände der Tiermafia zurückgegeben werden. Wer könnte verantworten, dass sie doch noch nach Spanien verschachert werden?“