Kritik an Nikolo-Bart

Streit um Nikolo und Krampus

04.12.2017

Die 1. Highlights für die Kinder im Advent: Heute ist Krampus, morgen Nikolo.

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© APA/dpa/Henning Kaiser/ FRANZ NEUMAYR Pres
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Kein Jahr ohne Streit um Nikolo und Krampus. Die Tradition erscheint heute völlig reformiert. Viele ärgern sich über diese Neuigkeiten:

Abkehr vom Krampus: „Der Krampus wird nur in 30 Prozent der Aufträge mit dem Nikolo mitgebucht“, so Alexander Stemer, der in Wien beides in der Adventzeit anbietet. Wegen der vermeintlichen Angst der Kinder verzichten viele auf den Mann mit Hörnern und Rute. Aber: Viele Experten meinen, schuld sei eher die Angst der Eltern, nicht die der Kinder.

Drohungen: Viele verlangen schon beim Bestellen, dass der Krampus an der Haustür stehen bleiben und keine Drohungen aussprechen soll.

Panik: Psychologin Andrea Hammerer behandelt Menschen, die wegen ihrer Krampus-Angst kaum mehr außer Haus gehen. Sie merkt eine Änderung im Brauchtum: „Krampusse werden harmloser“.

Streit um Bart: Auch der Nikolo sorgt für große Unruhe. Einer der Haupt-Kritikpunkte: der Bart. Er erschrecke Kinder, weil sie die Person dahinter kaum erkennen, sagen viele Organisationen – so etwa die Jungschar.

Kein Besuch: Damit keine Angst entsteht, kommt seit Jahren in Stadt-Wien-Kindergärten kein Nikolo von außen zu Besuch.

Frauen: Verwirrend für viele: Immer mehr Frauen gehen als Nikolo. Günter Aichinger, seit 28 Jahren als Nikolo tätig: „Das ist übertrieben, ex­trem. Das ist ja ein bisschen pervers, sage ich einmal.“

Geschenke: „Die Geschenke sind heute völlig übertrieben“, so Aichinger. Motto: Handy und Laptop statt Nüsse und Mandarinen.

Buchungen: Trotz ­allem, ein ÖSTERREICH-Rundruf zeigte: Die Branche lebt, über wenig Zulauf muss sich keiner Ärgern.

 

Psychologin: »Leute bleiben aus Angst vor Krampussen zu Hause«

Andrea Hammerer leitet Krampus-Angst-Seminare. 

© privat

ÖSTERREICH: Wie schlimm kann sich die Angst vor Krampussen äußern?

Andrea Hammerer: Das sind Menschen, die in der Adventzeit nicht mehr auf die Straße gehen, die keinen Christkindlmarkt besuchen können, die sich von der Arbeit abholen lassen. Sie sind massiv in ihrem Leben eingeschränkt. Schon Glocken-Geläute nehmen sie mit Panik wahr.

ÖSTERREICH: Was kann man dagegen machen?

Hammerer: Ich mache eine Konfrontation wie bei anderen Phobien. Aber da braucht man natürlich eine gute Vorbereitung. Dann erzieht man das Gehirn um und löscht die Angst – eben durch diese Konfrontation. Die Person muss erkennen, es passiert nichts.

ÖSTERREICH: Merken Sie eine Änderung im Brauchtum?

Hammerer: Krampusse werden harmloser. Es gibt ganz klare Regeln: Sie haben Nummern, sie dürfen keinen Alkohol trinken. Alle sind sehr bedacht. 

 

Stadtschulrat: »Kindern soll keine Angst gemacht werden«

Heinrich Himmer ist Präsident des Wiener Stadtschulrats

© APA/GEORG HOCHMUTH

ÖSTERREICH: Gibt es wegen dem Nikolo Konflikte?

Heinrich Himmer: Wir wissen nur von einem Fall, den ÖSTERREICH aufgebracht hat. Viele haben Vorurteile dar­über, was in Schulen verboten ist. Sie glauben, wir würden verbieten, dass in Schulen, die nicht nur aus christlichen Schülern zusammengesetzt sind, das Christkind kommen darf. Das stimmt so nicht. Aber erzwingen sollte man solche Dinge nie.

ÖSTERREICH: Was ist erlaubt?

Himmer: Alles ist erlaubt, was Schulen mit Eltern, Schülern und Lehrern für sinnvoll halten. Manche verteilen Nikolo-Sackerln, in anderen kommt tatsächlich ein Nikolo.

ÖSTERREICH: Und der Krampus darf auch kommen?

Himmer: Grundsätzlich ja, aber es muss einen Sinn machen. Was nicht sein darf, ist, dass Kindern Angst gemacht wird. Der Hintergrund vom Krampus ist ja, dass man für was Böses bestraft wird. Aber was sollen die Kinder in der Schule schon Böses machen?

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