Die Aktionäre bekommen eine Rekord-Dividende. Die Kunden zahlen deutlich mehr.
Das Wasser kommt nicht aus Russland, trotzdem bringt der Verbund jetzt eine gesalzene Preiserhöhung. Rund 21 Euro im Monat zusätzlich zahlt ein durchschnittlicher Haushaltskunde für Strom. Das sind über 250 Euro mehr pro Jahr. Im Schnitt wird Strom 20 % teurer, je nach Vertrag aber auch bis zu 50 %.
Johannes Mayer von der e-control sagt ÖSTERREICH: „Diese Preiserhöhung ist schon relativ hoch. Die Landesgesellschaften haben bisher nicht so stark erhöht. Bald werden auch andere Stromanbieter höhere Preise fordern.“
Von seinen Gaskunden verlangt der Verbund ab heute im Schnitt sogar 75 Euro mehr pro Monat. Das sind 900 Euro mehr im Jahr. Während sich bei Gas der Preisanstieg rechtfertigen lässt, fließt das Wasser wie immer und die meisten Kraftwerke des Verbunds sind sogar schon abgeschrieben. Da verdienen vor allem die Aktionäre: 51 Prozent gehören der Republik, weitere 30 Prozent Landesgesellschaften wie Wien Energie, EVN und TIWAG. Weniger als 20 Prozent sind am freien Markt.
2 Milliarden Euro Gewinn, Finanzminister casht ab
Der Verbund-Konzern dürfte wegen der enorm gestiegenen Strom-Großhandelspreise heuer einen Rekordnettogewinn von zwei Milliarden Euro einfahren. Schon 2021 verdiente man etwa 40 % mehr als 2020 – nämlich satte 873,6 Millionen. Davon wird eine fette Dividende von 364,8 Millionen Euro ausgeschüttet. Die Hälfte davon, knapp 186 Millionen, gehen an den Finanzminister.
Ökonom: "Kein Grund für Erhöhung außer Gier"
Der Ökonom Oliver Picek vom Momentum Institut sagt ÖSTERREICH: „Es gibt keinen Grund, die Preise zu erhöhen, außer um den maximalen Profit herauszuholen.“ Am freien Markt gilt der Merit-Order: Das letzte zugeschaltete Kraftwerk, das nötig ist, um den Stromverbrauch zu decken, bestimmt den Preis. Das sind oft teure Gaskraftwerke. „Der Verbund macht einen Megagewinn“, sagt Picek.
Verbund-Chef Michael Strugl rechtfertigt sich mit dem Aktienrecht – er dürfe den Strom gar nicht günstiger anbieten, sonst würde er die Aktionäre schädigen. Stimmt nicht, widerspricht Picek: „Der Staat könnte den Verbund wieder von der Börse nehmen. Oder eine Steuer einführen, um die Krisengewinne abzuschöpfen und den Kunden zu geben.“
Längerfristige Verträge mit den Haushaltskunden müssten nicht so stark angehoben werden. In Frankreich hat die Regierung die Preisanstiege beim Strom auf 4 % gedeckelt. In Österreich gibt es bisher einen 150-€-Energiebonus und gesenkte Abgaben. Zu wenig, denken viele, die jetzt 250 € im Jahr mehr zahlen.