Wetter-Experten
Wintersturm war nichts "ungewöhnliches"
17.03.2014
"Nichts Außergewöhnliches" für Ost-Österreich sei der Sturm vom Sonntag gewesen, sagt die ZAMG.
Mit Spitzen über 130 Stundenkilometern ist am Wochenende ein Sturmtief über Ost-Österreich hinweggefegt. Für die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist ein solcher Wintersturm "nichts Außergewöhnliches", wie Meteorologe Alexander Orlik im APA-Gespräch betonte, und kommt alle vier bis fünf Jahre vor. In Wien kostete eine starke Windböe einer Joggerin das Leben.
Spaziergängerin entdeckte tote Joggerin:
Die 46-Jährige aus der Donaustadt wurde in der Lobau durch einen herabfallenden Ast getötet, der ihr mit einem heftigen Schlag das Genick brach. Die Frau dürfte auf der Stelle tot gewesen sein. Eine herbeigeholte Notärztin und ein Sanitäter der Wiener Berufsrettung konnten nur noch den Tod der Läuferin feststellen, sagte Sprecher Ronald Packert. Entdeckt wurde ihr lebloser Körper laut Polizei von einer Spaziergängerin. Weil man einen weiteren Unfall nicht ausschließen konnte, wurde der Gefahrenbereich von der Exekutive während des Sturms abgesperrt, was laut Zeugen zahlreiche Freizeitsportler nicht davon abhielt, durch die Absperrung zu schlüpfen.
Eine Autolenkerin, deren Fahrzeug in Wien vermutlich durch eine Böe auf das Dach gedreht wurde, erlitt laut Packert lediglich Prellungen. Die Wiener Feuerwehr zählte am Wochenende rund 850 Sturmeinsätze, normal sind laut Presseoffizier Gerald Schimpf 60 bis 70 Einsätze. Vor allem abgebrochene Äste, umgestürzte Bäume, Baustellenteile und lose Dachziegel und Bleche mussten von den 1.000 Einsatzkräften entfernt werden.
Schwere Schäden in Niederösterreich:
In Niederösterreich gab es 700 Einsätze, die von 1.100 Feuerwehrleuten geleistet wurden. Bis Montag früh galt es, Sturmschäden im Bundesland zu beseitigen bzw. lose Teile wie u.a. Dachziegel zu sichern und umgefallene Bäume zu entfernen. Über das Bundesland fegten Windspitzen über 100 km/h hinweg und rissen mit, was nicht niet- und nagelfest war: Abdeckplanen und Werbetafeln, Baugerüste und Müllcontainer. Auch Bäume wurden entwurzelt, Äste stürzten auf Leitungen. Betroffen waren vor allem die Bezirke Mödling, Baden, Neunkirchen, Wiener Neustadt und St. Pölten. In Kottingbrunn wurde ein Feuerwehrmann beim Sturz von einer Leiter aus vier Metern Höhe verletzt.
Laut Landespolizeidirektion Niederösterreich musste die Bahnlinie S7 im Bereich Petronell-Carnuntum von Sonntagnachmittag bis Abend gesperrt werden. Von einer nahen Baustelle war eine Gerüstabdeckplane auf die Oberleitung geweht worden, weshalb der Bahnhof gesperrt und vom Strom genommen werden musste. Zwischen Bad Deutsch Altenburg und Regelsbrunn wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, um 22.45 Uhr erfolgte dann die Freigabe der S7.
Einsätze auch am Montag:
Auch im Burgenland hielt der Sturm die Helfer am Wochenende auf Trab. Seit Sonntag früh mussten die Feuerwehren insgesamt zu rund 90 Einsätzen ausrücken, teilte die Landessicherheitszentrale (LSZ) mit. Die Helfer mussten vor allem umgestürzte Bäume entfernen. In Trausdorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) hatten Windböen das Dach einer Reihenhaussiedlung teilweise abgedeckt. Am Nachmittag waren bis zu 20 Feuerwehren gleichzeitig ausgerückt. Am späten Sonntagabend beruhigte sich die Lage dann etwas. Am Montag gab es am frühen Vormittag noch vereinzelt Einsätze. In Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) musste ein Baum vom Dach eines Penny-Marktes geholt werden. Bisher wurde durch den Sturm zum Glück niemand verletzt, hieß es von der LSZ.
Teile der Steiermark waren ohne Strom:
Der Sturm hat auch in Teilen der Steiermark am Sonntag für Stromausfälle, abgedeckte Dächer und blockierte Straßen gesorgt. Rund 150 Einsätze mit 125 Feuerwehren wurden verzeichnet, bilanzierte der Landesfeuerwehrverband am Montag. Der Sturm mit Böen um die 100 km/h wütete vor allem im Mur- und Mürztal sowie in der Oststeiermark. Betroffen waren vor allem die Bezirke Weiz, Graz-Umgebung, Hartberg-Fürstenfeld, Judenburg, Murau und Mürzzuschlag.
Abgerissene Stromkabel führten nicht nur dazu, dass für kurze Zeit tausende Haushalte ohne Strom waren, sie lösten auch kleinere Brände aus. Einige Hausdächer wurden abgetragen und mussten ebenfalls von der Feuerwehr gesichert werden. In Spital am Semmering (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) kam es bei einem Sessellift am Nachmittag zu einem Stillstand, weil ein Baum auf das Seil der Bahn gefallen war. Rund 30 Skifahrer mussten von der Bergrettung geborgen werden, verletzt wurde niemand.
Die hohen Windgeschwindigkeiten waren durch große Temperaturunterschiede entstanden. Ein aus Island kommendes Tiefdruckgebiet traf laut Orlik auf ein Hochdruckgebiet, das über den Atlantik westlich von England entstanden war. Auch wenn die frühlingshaften Temperaturen anderes vermuten lassen, zählt dieses Ereignis zu Winterstürmen, die im Oktober bis März in Wien und Umgebung alle vier bis fünf Jahre vorkommen können, sagte Orlik von der ZAMG. Der Frühling beginnt am kommenden Donnerstag (20. März). Zum letzten Mal gab es so heftige Böen im März 2008, Sturmtief "Emma" brachte Spitzenwerte von 165 km/h am Feuerkogel, 128 km/h in Salzburg.
An diesem Wochenende wurde am Samstag wurden zunächst Windspitzen von 85 km/h gemessen. Am Sonntag war der Höchstwert am Feuerkogel mit 136 km/h, auf der Wiener Jubiläumswarte waren es 120 km/h, in Wien-Unterlaa 118 km/h. Im Laufe des Montags hat der Wind wieder nachlassen, am Mittwoch soll der Sturm laut ZAMG allerdings wieder kommen. Allerdings werden die Werte nur noch bis zu 80 km/h erreichen.