Anwältin im Talk

Swift-Terror: Jetzt bestreitet Beran A. Attentatspläne

11.08.2024

Seine Verteidigerin sagt gegenüber oe24, dass Beran A. (19) den Sprengstoff "zum Experimentieren" herstellte, aber nicht für den Anschlag auf Swift-Konzert in Wien. Er sei ein "unreifer Bursch" und habe einfach nur "cool" wirken wollen.  

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Der 19-jährige mutmaßliche Anhänger der radikalislamistischen Terror-Organisation "Islamischer Staat" (IS), der gemeinsam mit einem 17-Jährigen einen Terror-Anschlag auf ein Taylor Swift-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion geplant haben soll, bestreitet nun sämtliche gegen ihn gerichteten Vorwürfe.

Seine Verteidigerin Ina-Christin Stiglitz sagt im Gespräch mit oe24: "Er wollte nur cool sein."

Wirbel um Geständnis - jetzt streitet Beran alles ab

Der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, hatte am vergangenen Donnerstag erklärt, der 19-Jährige aus Ternitz (Bezirk Neunkirchen) habe nach seiner Festnahme ein "vollumfängliches" Geständnis abgelegt.

Davon ist jetzt plöztlich keine Rede mehr. Ihr Mandant habe ihr bei einer Besprechung anlässlich der Verhängung der U-Haft am Freitag versichert, er sei weder Anhänger des IS noch habe er ein Attentat geplant gehabt, schilderte Stiglitz gegenüber oe24 am Sonntagvormittag.

Bombenbau-Tutorial im Internet 

Sprengstoff habe er "nach einem Tututorial" hergestellt, auf das er im Internet gestoßen sei. Er habe das "zum Experimentieren" nachmachen und eine Bombe allenfalls im Wald ausprobieren wollen. Zu keinem Zeitpunkt habe er vorgehabt, Menschen zu töten.

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Nach Darstellung der Anwältin war der 19-Jährige im Internet auf das Gedankengut des IS gestoßen. Er habe sich dafür interessiert, aber nicht damit identifiziert. Stiglitz räumte ein, dass ihr Mandant auf sozialen Medien diversen Predigern gefolgt sei. Er habe im Internet auch eine Anleitung zum Herstellen von Sprengstoff und Bombenbauen gefunden.

"Technisch interessierter Mensch" 

"Er hat ausprobieren wollen, ob das funktioniert", meinte die Verteidigerin, als oe24 nach dem Bombenbau fragt.

Der 19-Jährige sei "ein technisch interessierter Mensch" und habe nach dem Abbruch einer Lehre zum Industriekaufmann "viel Zeit gehabt".

Bombe im Kühlschrank gelagert

Laut Stiglitz soll es zum Zeitpunkt der Festnahme und Hausdurchsuchung noch kein funktionsfähiges TATB - ein hochexplosiver Flüssigsprengstoff aus Aceton, Wasserstoffperoxid und Säure - gegeben haben. Eine dafür benötigte Chemikalie sei nicht hochprozentig genug gewesen, "er wollte sie daher eigentlich in die Toilette schütten".

Im Eiskasten fanden sich bei der Durchsuchung der elterlichen Wohnung - diese waren während des polizeilichen Großeinsatzes im Urlaub im Ausland - Utensilien einer Sprengvorrichtung. Auch Zünder, Zündschnüre und weiteres Equipment zum Bomben-Bauen wurden sichergestellt. Der 19-Jährige besaß auch Messer und Stichwaffen. "Die hat er auf Amazon bestellt, weil sie ihm gefallen haben", stellte seine Anwältin fest.

Treueschwur auf den IS 

Auf die Frage, ob und weswegen der 19-Jährige einen Treueschwur auf den IS abgelegt und weitergeleitet habe - das war ein entscheidender Faktor, der auf die Spur des Terror-Verdächtigen führte -, sagte Stiglitz: "Er wollte cool sein." Ihr Mandant sei kein Terrorist": "Er hätte ein Attentat gar nicht übers Herz gebracht." Der 19-Jährige sei "wie ein Kind. Unreif, ahnungslos."

Das sagt die Anwältin zum Messer-und-Macheten-Foto

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Strafrechts-Expertin Mag. Ina-Christin Stiglitz hatte den 19-Jährigen schon am Freitag in der Justizanstalt Wiener Neustadt besucht. Dort habe er ganz anders gewirkt als auf dem Terror-Foto, welches oe24 hier veröffentlicht. Zwar trägt Beran noch seinen langen Salafisten-Bart, gibt sich aber eingeschüchtert, "fast depressiv" und verlangt danach, Mama und Papa zu sehen.

Der 19-Jährige und sein um zwei Jahre jüngerer bester Freund, gegen die die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation ermittelt, sitzen wegen Tatbegehungsgefahr in U-Haft. Der nächste reguläre Haftprüfungstermin findet am 23. August statt.
 

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