Prozess

Syrer vor Richter: "Alle am Reumannplatz haben Messer eingesteckt"

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Ein Grundwehrdiener wäre am Reumannplatz fast verblutet - doch der Angeklagte Wael A. ist überhaupt nicht geständig. "Er habe die Stiche nicht geführt, das war ein anderer", sagt sein Anwalt.

Wien. Bemerkenswert an dem Prozess ist eine kurze Passage am Anfang der Verhandlung, als der Richter den Angeklagten fragt, warum er damals im März, als es in der Schlange vor dem Eisgeschäft Tichy zu dem blutigen Zwischenfall kam, überhaupt ein Messer eingesteckt hatte. Über seinen Dolmetscher erklärt der erst 2022 nach Österreich gekommene Syrer: "Alle am Reumannplatz haben eins eingesteckt." Und als die Streiterei losging, hätten alle eines gezogen, aber er habe die Stiche (gegen den Grundwehrdiener) nicht geführt - betonte noch einmal sein Anwalt Wolfgang Haas.

Prozess gegen Tichy-Messerstecher

Der Verteidiger des Syrers, Wolfgang Haas.

© Fuhrich
× Prozess gegen Tichy-Messerstecher

Vorgeworfen wurde dem Zuwanderer allerdings versuchter Mord. Laut Anklage war er es, der am 17. März 2024 am Reumannplatz in Favoriten einen Grundwehrdiener niedergestochen und schwer verletzt haben soll. "Du Hure, ich töte dich, ich steche dich ab", soll der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft einer jungen Frau zugerufen haben, die er vom Sehen kannte. Der Rekrut (21) hörte das und griff ein. "Er zeigte Zivilcourage und wollte das Mädchen beschützten", schilderte die Staatsanwältin. Daraufhin habe Wael A. dem Kontrahenten mit der Faust ins Gesicht geschlagen und "in Sekundenschnelle" ein Messer gezogen. 

favoriten tichy

Blutiger Streit in Schlange zum Traditions-Eisgeschäft.

© Viyana Manset Haber

Blutiger Streit vor Eisgeschäft in Favoriten Tichy

Opfer, ein Soldat, musste am Reumannplatz erstversorgt werden.

© Viyana Manset Haber

Opfer des Messer-Angriff war frisch verheiratet

Das Opfer der Messerattacke, der 21-jährige Grundwehrdiener, hatte am Tag der Tat seine Lebensgefährtin nach islamischem Recht geheiratet. Das schilderte der 21-Jährige in seiner Zeugeneinvernahme. Ihm sei der Angeklagte aufgefallen, weil dieser einer jungen Frau gegenüber aufdringlich gewesen und "sehr nahe" gekommen sei. Da habe er eingegriffen. Darauf habe er "die Faust gekriegt" und sei "aus panischer Angst" davongelaufen, als er sah, dass der Mann (der jetzt vor ihm auf der Anklagebank saß) ein Messer zog: "Ich hatte nichts dabei." Drei bis vier Männer - der Angeklagte und dessen Begleiter - hätten ihn verfolgt. Er sei "abgestochen" worden: "Für was? Ohne nix, ohne Grund. Die Naht am Oberschenkel ist 35 Zentimeter groß." Fast wäre er verblutet.

Vertagt, um Bekannten auszuforschen

Übrigens: Der angeklagte Syrer dürfte davon ausgegangen sein, dass es sich beim Opfer um einen Tschetschenen handelt. Der 21-Jährige ist groß gewachsen, kräftig, hat rötliche Haare und trägt einen Vollbart. Der junge Moslem ist allerdings in Wien geboren und hat nordmazedonische Wurzeln.

Wie oe24 berichtete, war der Prozess unter großen Sicherheitsvorkehrungen in den Großen Schwurgerichtssaal verlegt worden,  weil in sozialen Medien gemunkelt wurde, dass der Tichy-Stecher ein 505er sei, was der aber ebenso wie den Messer-Angriff glatt abstreitet. Vielmehr habe er den vermeintlichen Tschetschenen nach eigenen Angaben nur mit einem Pfefferspray besprüht. Zugestochen habe ein Bekannter.

Das Gericht will nun versuchen, den vom Angeklagten namentlich genannten Mann, den auch ein Zeuge erwähnte, ausfindig zu machen. Zu diesem Zweck wurde die Verhandlung auf den 2. Oktober vertagt.

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