Wett-Mafia vor Gericht
Taboga: "So lief der Betrug"
11.08.2014Ex-Profispieler Dominique Taboga wurde stundenlang in Graz befragt: „Ich bin schuldig.“
Treffen auf Bahnhöfen und bei Schottergruben, 50.000 Euro in 500er-Scheinen in DVD-Hüllen, unverhohlene Drohungen und mysteriöse Hintermänner via Skype: Mit diesen Einblicken in eine dunkle Welt wurde Montag in Graz der Prozess rund um den bisher größten Wettskandal im österreichischen Fußball fortgesetzt. Den ganzen Tag über befragte Richterin Elisabeth Juschitz Ex-Profikicker Dominique Taboga, den „Kronzeugen“ der Anklage: „Ich bin voll geständig .“
- Begonnen hat alles vor dem 26. April 2005 – aufgelegt: ein Spiel des schwachen DSV Leoben gegen SV Ried. 7.000 Euro hat Taboga von einem Spieler und Ex-Freund – er soll Verbindungen zu den Hintermännern in Albanien haben – bekommen. Taboga: „Verlieren war ja kein Problem, Ried war ja Aufstiegskandidat.“ – „Wie hätten Sie eingreifen sollen?“, fragt die Richterin? Taboga: „Nur mit 80 Prozent in den Zweikampf gehen. Ich war ja nie der Schnellste.“
- Es folgte das Rückspiel, manipuliert: 3:0 für Ried, 7.000 für Taboga, die Wetten gehen auf.
- 31. Oktober 2008, KSV gegen Rapid: Die Hintermänner treten auf, Treffen am Bahnhof Frohnleiten. Vereinbart wird eine Handicap-Wette: KSV soll 0:2 verlieren – zum Zittern. Rapid gelingt erst in der 91. Minuten der zweite Treffer. 20.000 Euro für Taboga.
- Aber es klappt nicht immer: KSV auswärts gegen Red Bull Salzburg 2:0, Taboga wird in ein Hotelzimmer in Klagenfurt „vorgeladen“: Zwei Albaner sind da, ein dritter Unbekannter via Skype lässt wissen: „Jetzt kenne ich dein Gesicht. Meine Männer warten schon.“
- Insgesamt sollen Taboga und Co. 18 Spiel e manipuliert haben, zehn Personen sind u. a wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Für die Verteidiger ist klar: Ihre Mandaten haben nur Nebenrollen gespielt.
Das soll die Kicker und Hintermänner entlasten: Nur bei 10 der 18 angeklagten Spiele hätten Manipulationen geklappt, sagen die Verteidiger: „Mein Mandant Sanel Kuljic wird von Taboga nur zur Ablenkung von sich selbst verwendet“, sagt der Kuljic-Verteidiger. Morgen, Mittwoch, wird der Ex-Teamkicker befragt.
Wie gewettet wurde? Via Internet sollen Albaner richtig auf manipulierte Spiele gesetzt haben. Ein Verbindungsmann soll aber sogar nach Singapur geflogen sein: Neue Hintermänner rekrutieren und Wetten abspielen.