Auftritt im Hohen Haus

Teichtmeister las Texte von missbrauchten Kindern im Parlament

15.01.2023

Schauspieler Florian Teichtmeister sammelte über Jahre mehr als 58.000 (!) Kinderporno-Dateien. Die Anklage gegen ihn rückt seinen Auftritt als Protagonist bei einer offiziellen Parlamentsveranstaltung gegen Kindesmissbrauch in ein anderes Licht.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels

Wie oe24 berichtete, wirft die Staatsanwaltschaft Teichtmeister vor, zwischen Februar 2008 und August 2021 insgesamt 58.000 einschlägige Dateien von minderjährigen Personen auf Smartphones, zwei Laptops, einem Desktop, 13 externen Festplatten, einem USB-Stick und drei Speicherkarten gehortet zu ­haben. Seine eigene Partnerin alarmierte die Polizei, nachdem sie eines der Bilder entdeckte. 

Wie lange der Schauspieler sein Doppelleben schon geführt hat, zeigt ein erschreckendes Details aus der Vergangenheit: 2016 war Teichtmeister Teilnehmer bei einer offiziellen Parlamentsveranstaltung gegen Kindesmissbrauch. Zwischen den einzelnen Reden der Politiker lasen Teichtmeister und andere Schauspieler die Texte der der Opfer vor.

 

 

Burgtheater feuert Teichtmeister

Auch im Burgtheater ist die Betroffenheit groß, nachdem die Anklage öffentlich wurde. Man habe laut Burgtheater-Direktor Martin Kušej Teneichtmeister frühzeitig zur Rede gestellt, nachdem die Vorwürfe dem Burgtheater über Medienberichte im September 2021 bekannt wurden. Dieser habe die Vorwürfe jedoch stets vehement bestritten. 

"Teichtmeister wurde von der Direktion mit den Vorwürfen konfrontiert und hat diese allesamt glaubhaft bestritten", so Kušej. Es habe eine umfassende Erhebung gegeben, die überdies Gespräche mit der Ensemblevertretung und anderen Mitgliedern des Ensembles umfasste: "Diese Gespräche haben aber zu keinen Anhaltspunkten für die nunmehr gestandenen Taten geführt." Teichtmeister habe die Vorhaltungen als Racheakt seiner Ex-Lebensgefährtin bezeichnet.

Arbeitsrechtliche Schritte habe man anhand von nicht zu verifizierenden Gerüchten nicht setzen können. "Die Direktion ist diesen Gerüchten im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nachgegangen, konnte diese aber nicht erhärten. Für arbeitsrechtliche Schritte gegen Florian Teichtmeister im Sinne einer vorzeitigen Beendigung des Dienstverhältnisses hat es keine Grundlage gegeben." Das Burgtheater hatte am Freitag nach Bekanntwerden der Umstände umgehend eine fristlose Entlassung aus dem Ensemble gegen Teichtmeister ausgesprochen. An der Frage, wie genau man mit den in nächster Zeit ursprünglich geplanten Abenden umgehe, an denen Florian Teichtmeister hätte auftreten sollen, werde noch gearbeitet: "Wir bemühen uns intensiv, rasche Lösungen für Spielplan und Besetzungen zu erarbeiten."

Die Wiener FPÖ nutzte die Causa zu einem Rundumschlag. "Der Umgang mit der Causa Teichtmeister ist bezeichnend für die Doppelzüngigkeit und Verlogenheit der linken Kulturschickeria", betonten am Samstag in einer Aussendung Klubobmann Maximilian Krauss und Kultursprecher Stefan Berger: "Obwohl der Vorwurf des Besitzes von zigtausenden kinderpornografischen Dokumenten gegen den Schauspieler dem Vernehmen nach seit eineinhalb Jahren bei den Arbeitgebern Burgtheater und ORF bekannt gewesen sein soll, hat man einen Mantel des Schweigens über diesen Skandal gehüllt. [...] Abseits der strafrechtlichen Komponente gibt es eine moralische Verantwortung für die Mitwisser aus ORF und der Wiener Theaterlandschaft."
 

Zur Vollversion des Artikels