Bei einer Pro-Hamas-Demo in Wien kam es zu "Antisemitismus, Terroraufrufen & NS-Relativierung", wie der Verein "democ. e. V." berichtet.
Wien. Am vergangenen Samstag versammelten sich rund 1.000 Personen in der Wiener Innenstadt zu einer Pro-Hamas-Demo. Die Israel-Hasser zogen vom Haus der EU zur US-Botschaft und skandierten dabei teils schauderhafte Parolen, wie etwa: "Zieh los, Fedaji, o Träger der Kalaschnikow", oder auch "Mit unserer Seele und unserem Blut opfern wir uns für dich, o al-Aqsa!" (Anm. in Anspielung an die Al-Aksa-Moschee in Jerusalem) und "Wir werden die Fahne der Freiheit in Tel Aviv hissen!" Außerdem wurde der Kommandeur der al-Qassam-Brigaden der Hamas, Mohammed Deif von Kundgebsungsteilnehmern glorifiziert, wie auf Videoaufnahmen, die der Verein "democ." via Twitter teilte zu sehen und hören ist.
Antisemitismus, Terroraufrufe & NS-Relativierung bei einer antiisraelischen Demonstration in Wien am Samstag. Sicherheitsbehörden erhöhten erst kürzlich die Terrorwarnstufe für Österreich & warnen vor „konkreter Gefährdungslage und erhöhter Anschlagsgefahr.“ #w2110 pic.twitter.com/mnSN7izuCX
— democ. (@democ_de) October 23, 2023
Auf Schildern der Pro-Palästina-Demonstranten wurden teils antisemitische Verschwörungsgeschichten verbreitet.
Die Israel-Hasser-Demo fand einen Tag nach einem antisemitischen Angriff auf den Wiener Stadttempel in der Seitenstättengasse statt. Dort riss eine Person unter lautem Gejohle die israelische Flagge an der Synagoge herunter, eine andere imitiert sogar ein Maschinengewehr. Das Ganze wurde mit dem Handy aufgenommen und auf TikTok gestellt.
Israelische Fahne von Stadttempel gerissen, eine Täterin geständig
Nach dem Herunterreißen einer israelischen Fahne vom Stadttempel in der Wiener Innenstadt hat die Polizei eine Verdächtige ausgeforscht. Die 17-Jährige ist laut einer Aussendung geständig, was Sachbeschädigung angeht, bestreitet aber den Vorwurf der Verhetzung. Die beiden anderen Täter, die noch unbekannt sind, will sie erst kurz vor dem Vorfall kennengelernt haben. Die 17-jährige Staatsbürgerin gab laut Polizei an, stark alkoholisiert gewesen zu sein. Ihren Begleitern hält sie vor, sie zu der Aktion bewogen zu haben.
Der Vorfall ereignete sich in der Nacht auf Samstag, wurde aber erst in den Abendstunden des selben Tages bekannt, als ein Video von den Ereignissen auf sozialen Medien zu kursieren begann. Zu sehen ist, wie ein junger Mann eine zweite Person auf die Schulter nimmt, die dann die Fahne herunterreißt. Daneben steht in bester Stimmung eine junge Frau und zielt quasi mit ihren Händen in Richtung der Synagoge.
Antisemitische Vorfälle seit Hamas-Terrorangriff gestiegen
Die Zahl der antisemitischen Vorfälle nach dem Hamas-Terrorangriff auf Israel ist in Österreich signifikant gestiegen. Die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien hat eine Sonderauswertung für den Zeitraum 7. bis 19. Oktober gemacht, die hochgerechnet ein Plus von 300 Prozent zeigt. Gezählt wurden ausschließlich jene Vorfälle, die in dieser kurzen Zeit verifiziert werden konnten.
In den ersten 13 Tagen seit Beginn des Kriegs wurden insgesamt 76 antisemitische Vorfälle gemeldet. Als Beispiel genannt wird das Einschlagen einer Fensterscheibe eines koscheren Lebensmittelgeschäfts durch einen Arabisch sprechenden jungen Mann. Auch aus Schulen mehren sich laut Aussendung der IKG Meldungen. Unter anderem gab es drei Fälle an öffentlichen Schulen, bei denen jüdische Schulkinder durch terrorverherrlichende Gleichaltrige eingeschüchtert wurden. Hinzu kamen Shoah-relativierende oder gar Shoah-glorifizierende Hassbotschaften on- wie offline.
So beängstigend diese Entwicklung klingen möge, so sehr halte die Gemeinde durch ihre Sicherheitsarbeit, die Kooperation mit den Sicherheitsbehörden, aber auch durch die Fortsetzung des Alltags in jüdischen Schulen, Synagogen und anderer jüdischer Einrichtungen sowie durch die Planung weiterer Jugend- und Kulturveranstaltungen dagegen, betonte der Leiter der Meldestelle Benjamin Nägele.