17-Jähriger soll Material für Bombenbau beschafft haben.
Der am Freitag festgenommene 17-Jährige, der einen Anschlag in Wien geplant haben soll, ist am Sonntag um 16.00 Uhr auf Antrag der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert worden. Das sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck der APA auf Anfrage. "Die Ermittlungen dauern an." Die Staatsanwaltschaft beantragt jetzt die U-Haft. Das Gericht hat 48 Stunden Zeit um darüber zu entscheiden.
Der Bursche soll sich im Verhör zur Terrormiliz Islamischen Staat (IS) bekannt haben. Das Innenministerium hat diese Information zunächst nicht bestätigt. Auch Angaben, wonach sich der knapp 18-Jährige Informationen für den Bau einer Bombe aus dem Internet geholt und dabei gewesen sei, Material zusammenzutragen, wurden seitens der Behörde nicht kommentiert.
Der gebürtige Niederösterreicher, in Österreich als Kleinkrimineller polizeibekannt, war am Freitag nach Hinweisen ausländischer Behörden zu einem geplanten Anschlag in Favoriten gefasst worden. Die Ermittlungen laufen wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.
Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich
Nach einem Tipp von befreundeten Verfassungsschützern, dass der Verdächtige kurz davorstand, das Attentat durchzuführen, wurde Lorenz K. am Freitag auf offener Straße von der Cobra festgenommen.
Danach folgten bis in den Samstag hinein Dutzende Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich – auch bei Freunden und möglichen Komplizen. Dabei wurden Handys, Laptops und schriftliche Unterlagen beschlagnahmt. Der Verdächtige wird vom Verfassungsschutz intensiv einvernommen. Es gilt die Unschuldsvermutung.(kor)
Das erste Psychogramm des Babyface-Bombers
➜ Neunkirchen. Der Verdächtige ist einer von zwei Söhnen eines aus Tirana zugewanderten Albaners, der sich in Neunkirchen niederließ. Dort besuchte Lorenz K. die Neue Mittelschule.
➜ Kleinkriminalität. Aufgefallen ist er bisher nur wegen kleinerer Delikte wie Diebstahl oder Körperverletzung.
➜ Umzug nach Wien. Wie der Jugendliche mit einem Faible für den palästinensischen Mafia-Klan Abou-Chaker in Berlin und die Musik von Bushido in Salafistenkreise geriet, ist noch offen.
➜ Gefängnis. War es die Verbüßung einer Gefängnisstrafe, wo er auf islamistische Mitgefangene traf? Begegnete er dort Mirsad O., dem gefährlichsten Prediger Österreichs, oder auch einem seiner Mitstreiter?
➜ Kampfname. Jedenfalls soll Lorenz K. danach den IS-Kampfnamen „Sabur Ibn G.“ angenommen haben: Sein Twitter-Profil zeigt Mirsad O., den er augenscheinlich anhimmelt.
➜ Vernetzt. Lorenz K. zog nach Wien, wurde aber von den Nachbarn so gut wie nie gesehen. Laut ÖSTERREICH-Infos war er oft in Deutschland, wo er immer tiefer in den Islamisten-Sumpf geriet.
➜ Pläne. Vor seiner Verhaftung am Freitag, 18.06 Uhr, nahe seiner Wohnung in Wien soll der 17-Jährige mit dem Babyface wieder in Deutschland gewesen und mit konkreten Terrorplänen, wenn nicht sogar mit einer Bombe im Gepäck zurückgekommen sein. Auch der Tipp, dass er in Wien einen Anschlag verüben wollte, kam aus Deutschland – vom dortigen Bundesnachrichtendienst. Es gilt die Unschuldsvermutung.