Der Alarm für Wien, Niederösterreich und die Steiermark wurde durch ein Drohmail ausgelöst.
Gegen öffentliche Einrichtungen wie den Hauptbahnhof und den Flughafen Wien-Schwechat, aber auch gegen Dienststellen der Polizei ist Donnerstagfrüh in einem anonymisierten Mail mit Anschlägen gedroht worden. Betroffen waren Einrichtungen in Wien, Niederösterreich und der Steiermark. Bei Durchsuchungen wurde nichts gefunden. Unterdessen ermittelt der Verfassungsschutz zum Urheber.
Drohung stammte von verdeckter Email-Adresse
Laut Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck kam die Anschlagsankündigung von einer verdeckten Email-Adresse, von der bereits mehrfach einschlägige Drohungen versandt worden sind. Der Unterschied: Diesmal wurden konkrete Ziele mit Adresse, Datum und Uhrzeit genannt. Als Zeitrahmen wurde in dem Mail 8.30 bis 9.00 Uhr angegeben. "Wenn es in dieser Form konkretisiert ist, wird man nicht so tun können, als gäbe es das nicht", sagte Grundböck.
Die Folge war, dass die in dem Mail genannten Einrichtungen überprüft wurden. Vor allem am Hauptbahnhof und am Flughafen ging die Polizei dabei so diskret wie möglich vor. Räumungen waren nicht notwendig, bestätigten die Sprecher. Aufregung gab es am Hauptbahnhof kurz vor Mittag, als bei einem Gastronomiebetrieb im Untergeschoß der Brandmelder anschlug. Der Bereich wurde laut ÖBB-Sprecher Christopher Seif vorübergehend geräumt. Mit der Terrordrohung hatte das allerdings nichts zu tun.
Unter den Beamten der Wiener Polizei herrschte erhöhte Wachsamkeit. So war eine Streife der Bereitschaftseinheit in der U4-Station Landstraße trotz hoher Temperaturen mit Schutzwesten im Einsatz. Die Drohung betraf auch mehrere Grazer Polizeiinspektionen. Ein Sprecher der steirischen Landespolizeidirektion sagte, es seien erhöhte Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Nähere Details nannte er nicht.
Am frühen Nachmittag twitterte das Innenministerium, dass die Durchsuchung der bedrohten Objekte abgeschlossen sei. Gefunden wurde nichts. Es gebe auch "keine bedenklichen Wahrnehmungen im Umfeld der Örtlichkeiten".
Ermittler: Drohung aus jihadistischen Kreisen
Aufgrund des Inhaltes des Email gehen die Ermittler davon aus, dass die Drohung aus jihadistischen Kreisen kommt. "Die Ermittlungen laufen. In dem Mail wird ein islamistischer Zusammenhang hergestellt. Inwiefern der tatsächlich besteht, ist Gegenstand der Ermittlungen", betonte Grundböck gegenüber der APA. Experten zur Vorgangsweise der Jihadisten-Terrormiliz IS wiesen gegenüber der APA daraufhin, dass die Vorgangsweise mit der Ankündigung von Anschlägen mit Datum, Ort und Uhrzeit in einem Mail jeder Strategie widersprechen würde, die der IS bisher gezeigt habe.
Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) betonte in einer Stellungnahme: "Die Drohungen gegen Polizeidienststellen und öffentliche Einrichtungen in Österreich geben Grund zu Sorge, sind aber kein Anlass zur Panik." Jedem Hinweis werde nun nachgegangen. "Klar ist aber, dass derzeit niemand derartige Ereignisse in Europa zur Gänze ausschließen kann", meinte der Innenminister weiter. Die "erhöhte Gefahrenlage" seit den Anschlägen auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo im Jänner 2015 in Paris bleibt aber bestehen, so das Innenministerium.
Das Innenministerium ging nicht zuletzt deshalb mit der Drohung an die Öffentlichkeit, weil auch sehr zentrale Stellen der Verkehrsinfrastruktur in dem Mail genannt wurden. Grundböck: "Wenn es aufgrund der Örtlichkeiten - Stichwort Hauptbahnhof und Flughafen - notwendigerweise öffentlich wahrnehmbar ist, muss man das erklären."
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