Pferdequälerei

Tierschützer spannen sich vor Kutsche

29.09.2010


Die Demonstranten fordern: "Fiaker raus aus in Wien."

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© APA/Herbert Neubauer
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Bessere Bedingungen für Fiakerpferde: Um dieser Forderung besonderen Ausdruck zu verleihen, haben Tierschützer bei einer Kundgebung am Mittwoch in Wien weniger auf Worte denn vielmehr auf Aktionismus gesetzt. Zwei als Pferde maskierte Aktivisten zogen eine Kutsche vom Rathaus- zum Stephansplatz. Rund 30 Demonstranten begleiteten den Protestzug.

Pferde arbeiten zwölf Stunden täglich
"Wir wollen mit diesem Rollentausch darauf aufmerksam machen, was Fiakerpferde Tag für Tag in Wien durchleben müssen", erklärte Vier-Pfoten-Geschäftsführerin Johanna Stadler. Die Kundgebung wurde von ihrer Organisationen, dem Verein gegen Tierfabriken (VGT), dem Wiener Tierschutzverein und dem Pferdeschutzverband organisiert.

Die Pferde müssten in einem Umfeld arbeiten, das für sie überhaupt nicht adäquat sei, lautete ihr Vorwurf. Trotz des Fiakerschutzpakets, das 2009 geschnürt worden war, sei die Situation der Kutschenrösser überhaupt nicht zufriedenstellend. Die Tiere müssten zwölf Stunden täglich arbeiten - und das 365 Tage im Jahr. Überdies seien sie Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt.

"Fiaker müssen raus der Stadt"

Der Termin wurde von den Veranstalter bewusst gewählt - nämlich vor der Wien-Wahl am 10. Oktober: "Das ist eine Kritik an der Politik", erklärte Stadler. Diese würde nur Schönrederei betreiben: "Die Fiaker werden immer wieder dargestellt als riesige Touristenattraktion, die so wichtig ist für Wien. Ich denke mir, es gibt genügend Alternativen, die Touristen anders zu beglücken als mit Fiakerpferden."

Langfristiges Ziel der Tierschützer: "Die Fiaker müssen raus aus der Stadt." Doch bis es soweit ist, fordern sie unter anderem Arbeitszeitbeschränkungen für die Tiere: maximal sechs Stunden Kutschenfahren täglich sowie zwei Ruhetage pro Woche. Außerdem seien vermehrte Kontrollen von Haltung, Fütterung und Gesundheit vonnöten. Ebenso verlangen sie einen Witterungsschutz für die Standplätzen.

"Lächerliche Aktion"
Unterwegs passierte der Protestzug auch den Fiakerstandplatz am Michaelerplatz, wo die Berufskutscher das Spektakel irritiert beobachteten. "Das ist ein bissl eine lächerliche Aktion", ärgerte sich einer von ihnen. 365 Tage im Jahr könne kein Mensch arbeiten und auch kein Pferd. "Unsere Pferde gehen einen Tag, und dann stehen sie einen Tag", erklärte er. "Den Fiakerpferden geht es nicht schlecht", fügte sein Kollege hinzu.

Zustimmung erhielten die Tierschützer hingegen von der Tierschutzombudsstelle Wien. Diese unterstütze jede Maßnahme zur Steigerung des Wohlbefindens der Wiener Fiakerpferde, erklärte sie in einer Aussendung. Die Ombudsstelle wies aber darauf hin, dass Tierschutz in der Gesetzgebung Bundessache sei. Außerdem lobte sie das 2009 von der Stadt geschnürte Maßnahmenpaket: Die verschärften Kontrollen würden Wirkung zeigen. Ein Verlagen der Tierschützer wird zumindest bald in Realität umgesetzt: 2012 will die Stadt im Rahmen der Neugestaltung des Josef-Meinrad-Platzes am Standplatz Burgtheater ein Sonnendach errichten.

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