Die Geheim-Polizistin spionierte 100 Tierfreunde aus.
Die mollige Blondine war fleißig: Ganze 99 Seiten umfassen die von der Undercover-Polizistin an die SOKO Tierschutz übermittelten Protokolle. Gezählte 208-mal besuchte die Frau, nachdem sie den Verein gegen Tierfabriken (VgT) unterwandert und dort eine Liebesbeziehung eingegangen war, mit den Aktivisten diverse Veranstaltungen und machte bei Demonstrationen mit.
Widerspruch
"Was bei den Ermittlungen der Frau herausgekommen ist, war den Leitern der SOKO aber gar nicht recht", fasste nun VgT-Chef Martin Balluch zusammen und legte die Protokolle der Agentin "Danielle Durand" vor. Sie muss kommenden Montag beim "Terroristen-Prozess" gegen die Tierschützer in Wr. Neustadt aussagen – und peinliche Fragen beantworten. Denn in den Protokollen ergeben sich zahlreiche Widersprüche zu den im Strafantrag geschilderten Vorwürfen:
- Rekrutierung: Laut der auf SOKO-Informationen basierenden Anklage wäre es bei Workshops "zur Rekrutierung Krimineller" gekommen. "Durand" hingegen bezeichnete die Veranstaltungen als "völlig harmlos".
- Mafia: Die Agentin besuchte mit dem VgT ein Tierschutztreffen in Holland und beschrieb das Ganze als "unauffällig, ohne besondere Vorkommnisse".
Im Strafantrag tauchte die Fahrt nach Holland dann als "Treffen zur internationalen Vernetzung einer kriminellen Organisation" auf.
- Zahlenspiele: In den Protokollen des weiblichen Spitzels wird weiters von 120 Teilnehmern einer bundesweiten Anti-Jagd-Demo im Jahr 2007 berichtet. In den Akten der SOKO ist später plötzlich nur noch von 25 Personen die Rede.
Tierschützer Balluch: "Da passt einfach vieles nicht zusammen. Es sieht so aus, als habe die SOKO die Infos ihrer eigenen Agentin kaum verwendet, weil sie einfach kein schlechtes Licht auf uns werfen. Dafür wurden massive Anschuldigungen und das Bild eines kleinen, konspirativen Klüngels konstruiert, sonst hätte es ja kein Verfahren geben können."
Vielleicht kann ja "Danielle Durand" am Montag schlüssig erklären, wie die SOKO an Informationen kam, die ihren Recherchen völlig widersprechen – kreativ ist die Dame auf jeden Fall: Während ihrer Tätigkeit als Spionin gelang es ihr, 100 Tierschützer namentlich und im Bild zu erfassen sowie einigen Aktivisten DNA-Proben abzuluchsen. Dafür verteilte sie auf einem Fest Getränke und steckte nachher die benutzten Becher ein.