Hunderte Touristen wurden in der Tiroler Wintersportgemeinde infiziert. Kritik an der Vorgangsweise der Tiroler Regierung und Behörden wird lauter.
Fest steht bisher: Bereits am 5. März hatte Island Tirol zum Risiko-Gebiet erklärt und alle Reisenden, die ab 29. Februar heim nach Island kamen, unter Quarantäne gestellt. Zuvor wurde das Coronavirus bei einer Reisegruppe festgestellt. Tirol erklärte damals, dass eine Ansteckung in Ischgl unwahrscheinlich sei.
Drei Tage später wurde bekannt, dass der Test eines Barkeepers im Kitzloch – ein 36-jähriger Deutscher mit norwegischem Namen – positiv ausfiel. Die Behörden überprüften den Fall, schlossen das beliebte Après-Ski-Lokal aber für andere Barbesucher nicht: „Eine Übertragung des Coronavirus auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich“, schrieb Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion in einer Aussendung des Landes Tirol am 8. März. Und weiter: „Für alle BesucherInnen, die im besagten Zeitraum in der Bar waren und keine Symptome aufweisen, ist keine weitere medizinische Abklärung nötig.“ Barbesucher mit Symptomen sollten sich melden. „Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung“, heißt es weiter. Eine schlimme Fehleinschätzung. Denn mehrere Besucher der Bar zeigten in den Tagen danach Symptome.
Der Vorwurf: "Eine Woche zu spät wurde reagiert"
Erst am 10. März, zwei Tage nach Bekanntwerden des ersten Falls, wurden die Bar sowie alle Après-Ski-Bars geschlossen. Am 12. März folgte schließlich der Shutdown im gesamten Skigebiet und wenig später auch im Paznauntal. Für Dänemark und Norwegen ist Tirol längst Hauptquellland. In Dänemark haben sich 265 der insgesamt 785 Erkrankten im Österreich-Urlaub angesteckt. Auch 200 Personen aus Aalen in Baden-Württemberg in Deutschland haben sich wohl in Ischgl infiziert.
Tirol weist Vorwürfe zurück: "Haben alles richtig gemacht"
Tirol weist die Kritik bisher heftig zurück. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) am Montag in der "ZiB 2": "Die Behörden haben alles richtig gemacht." Und weiter: "Ich glaube, dass auch in der zeitlichen Abfolge alles richtig passiert ist." Auch dass Skilifte bis Sonntag in Betrieb waren - was sogar Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) in der "Sonder-ZiB" für nicht richtig erachtete - sieht Tilg nicht als Problem. Der Vorwurf, dass sich da die Bergbahnlobby durchgesetzt habe, "stimmt nicht". Tirol habe ständig Maßnahmen getroffen, "die Gesamtvorgangsweise war richtig".
FPÖ-Landesparteichef Markus Abwerzger sieht das hingegen deutlich anders, er klagt an. Seiner Meinung nach hätte man „mindestens eine Woche früher reagieren“ müssen.