Die Ermittler vermuten, dass der Vater seinen Sohn von seinem Leiden erlösen wollte.
Aufmerksamen Lesern kamen die Schilderungen des 37-jährigen Vaters des schwer behinderten Buben von Anfang an seltsam vor: Beim Spaziergang an der Kitzbüheler Ache in einer August-Nacht des Vorjahr um 5.20 Uhr (!) soll Florian A. von einem Unbekannten von hinten bewusstlos geschlagen und ausgeraubt worden sein. Sein Sohn Leon, der aus dem Kinderbuggy krabbelte, ertrank im Fluss. Bis heute bleibt der Fitness-Trainer bei dieser Version, wiewohl die Ermittler starke Indizien dafür haben, dass alles nur -und sei es nach einer anfänglichen Aktion aus Verzweiflung, Schlaflosigkeit und im Affekt - erfunden war und ihn somit ins Zentrum von Mordermittlungen rücken.
Überforderung
Ins Visier der Ermittler kam der Vater offenbar vor allem deshalb, weil er die Flasche, mit der er angeblich niedergeschlagen wurde, selbst im Kinderwagen mitgeführt haben soll, erfuhr die APA. Dies war offensichtlich bereits auf einem Videobild erkennbar gewesen. Außerdem habe er sein Handy in einen Abfallkübel geworfen. Auch seien die Verletzungen nicht mit der Tat in Einklang zu bringen gewesen. Zudem sei laut Medienberichten der Schrittzähler am Handy nicht zeitgerecht inaktiv gewesen und habe der Mann den angeblichen Räuber erst bei der zweiten Einvernahme genauer beschreiben können.
Der 38-Jährige stellte in bisherigen Vernehmungen den Mordverdacht in Abrede und blieb bei seiner bisherigen Darstellung, hieß es seitens der Anklagebehörde. Sein Verteidiger konnte die Festnahme seines Mandanten indes nicht nachvollziehen. "Die Polizei wirft ihm scheinbar vor, er habe seinen Sohn von seiner Krankheit erlösen wollen. Mein Mandant ist schockiert über diesen Vorwurf und bestreitet ihn vehement", meinte der Anwalt zur "Tiroler Tageszeitung". Der 38-Jährige sei wegen einiger haltloser Indizien in das Visier der Ermittler geraten. So habe etwa ein Bericht des Bundeskriminalamtes ergeben, dass man keinesfalls feststellen könne, dass es sich bei der angeblichen Flasche in dem Kinderwagen tatsächlich um eine derartige handle.
Leon war unheilbar krank
Weltweit gibt es nur 808 Kinder mit Syngap: Der Gen-Defekt führt zur starken Verlangsamung der motorischen und geistigen Entwicklung mit lebenslangen Störungen, epileptischen Anfällen und Autismus. Leon konnte mit 6 noch kein Wort sprechen, wachte in der Nacht jede Stunde auf und war kaum zu beruhigen. Am ehesten schlief er wieder bei Spaziergängen im Kinderbuggy ein.