Eine Blockade der Brennerautobahn (A13) in Tirol nahe Matrei am Brenner (Bezirk Innsbruck-Land) durch neun Klimaaktivisten der "Letzten Generation" ist nach rund einer Stunde gegen Mittag wieder aufgelöst worden.
Matrei am Brenner/Innsbruck. Die Brennerautobahn (A13) in Tirol nahe Matrei am Brenner (Bezirk Innsbruck-Land) ist bereits zum zweiten Mal im heurigen Sommer durch Klimaaktivisten der "Letzten Generation" vorübergehend blockiert worden. Nach rund einer Stunde war der Protest am Samstag gegen Mittag durch die Polizei wieder aufgelöst. Die zwölf Aktivistinnen und Aktivisten mussten mit Anzeigen rechnen. Die Staus lösten sich laut Polizei anschließend nach und nach auf.
???? BRENNERAUTOBAHN STEHT STILL: HÖRT AUF DEN KLIMARAT!
— Letzte Generation Österreich (@letztegenAT) July 29, 2023
Während Südeuropa brennt und weltweit Hitzerekorde fallen, fordern die Bürger:innen endlich Taten beim Überlebensschutz – insbesondere die Umsetzung der Empfehlungen, die der Klimarat vor mehr als einem Jahr vorlegte. pic.twitter.com/y1M1wZJxja
Laut Polizei hielten zwei Autolenker gegen 11.00 Uhr ihre Fahrzeuge an - offenbar Mitglieder der Aktivistengruppe. Sofort im Anschluss klebten sich sechs Aktivistinnen und Aktivisten auf der Straße fest. 20 Minuten nach Beginn der Aktion war laut Polizei eine Fahrspur bereits wieder frei, weniger als eine Stunde nach Beginn war die Blockade beendet. Die angeklebten Aktivisten mussten entfernt werden, teilte die Exekutive der APA mit. Gegen 13.30 Uhr war abseits des durch den Urlauberverkehr bedingten Staus rund um die Mautstelle Schönberg die Autobahn wieder frei.
Aufgeheizte Stimmung
Vor dem Eintreffen der Polizei kam es offenbar laut Medienberichten zu "tumultartigen Szenen" zwischen aufgebrachten Autofahrern und Demonstranten. Die "Letzte Generation" teilte Videos davon auf Twitter und schrieb: "Wir werden getreten, gezerrt, festgehalten und gestoßen." Die Polizei bestätigte, dass Autolenker selbstständig versucht hatten, die Aktivisten von der Straße zu zerren. Als Polizisten eintrafen, konnte der Konflikt demnach beendet werden.
Welche Gewalt passiert, wenn Nahrung immer knapper wird, weil die Klimakatastrophe eskaliert und die Politik sich weiter weigert zu handeln?
— Letzte Generation Österreich (@letztegenAT) July 29, 2023
Hört endlich auf den #Klimarat !#brennerautobahn #a22network pic.twitter.com/zTBTKaDuZ5
Die Gruppierung forderte in einer Aussendung zum wiederholten Mal mehr Maßnahmen für den Klimaschutz. "Südeuropa brennt und weltweit fallen Hitzerekorde", erinnerten die Demonstranten. Konkret wurde die Umsetzung der Empfehlungen des Klimarates vom vergangenen Jahr gefordert. Diese würden seit einem Jahr vorliegen, seitdem herrsche jedoch Untätigkeit, kritisierte die "Letzte Generation" die Politik.
???? Die Klimakrise eskaliert: Vor unseren Augen sehen wir noch nie dagewesene Waldbrände, existenzzerstörende Überschwemmungen und in Arizona brechen Menschen zusammen und werden mit Verbrennungen ins Spital gebracht.
— Letzte Generation Österreich (@letztegenAT) July 29, 2023
Was wirst du tun?
???? https://t.co/faETTmYeX5#A22network pic.twitter.com/m2QtKqey0w
Politiker empört
Die erneute Brenner-Blockade führte indes auch zu Reaktionen der Landespolitik. Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) nannte die Aktion "störend und absurd". Die Dringlichkeit des Themas sei ihm bewusst, jedoch: "Dringlichkeit birgt auch immer die Gefahr einer Radikalisierung." Tirols ÖVP-Klubchef Jakob Wolf meinte: "Das hat nichts mehr mit Klimaschutz zu tun." Auf Tirols Autobahnen gelte ohnehin fast überall bereits jetzt Tempo 100, die Aktivisten wären besser beraten, "sich irgendwo im Osten oder direkt beim Verkehrsministerium anzukleben". Die "Klimaterroristen" würden ÖVP, SPÖ und Grünen "auf der Nase herumtanzen", kritisierte wiederum Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger. Er ortete ein "Alarmsignal" und "Komplettversagen auf allen politischen Ebenen".
Bereits Mitte Juni hatten Aktivisten der Gruppierung die Brennerautobahn als "Höhepunkt" einer Protestwoche in Innsbruck vorübergehend blockiert. Damals war die Demonstration binnen einer halben Stunde aufgelöst worden, sieben Anzeigen waren gefolgt. Im Raum stehende strafrechtliche Konsequenzen hatten die Betroffenen jedoch dann nicht zu befürchten. Man werde kein Ermittlungsverfahren einleiten, da kein Anfangsverdacht auf eine gerichtlich strafbare Handlung vorliege, hatte es seitens der Staatsanwaltschaft Innsbruck nach einer entsprechenden Prüfung zur APA geheißen.
Seit Jahresbeginn waren von der Polizei österreichweit bereits mehr als 2.000 Verwaltungsanzeigen nach Aktionen von Klimaaktivisten erstattet worden. Es gab bisher rund 500 Festnahmen, bei derzeit rund 150 einzelnen Aktionen, teilte die Polizei am Samstag mit.