Gespräche mit Novartis

Penicillin-Produktion soll wackeln: Regierung alarmiert

08.05.2020

Wird sonst nirgends mehr in Europa hergestellt.

Zur Vollversion des Artikels
© AP
Zur Vollversion des Artikels

Wien/Kundl/Basel. Laufend ist zuletzt angesichts der Coronakrise gefordert worden, dass wieder mehr - etwa Medizin und Medizinprodukte - in Europa produziert werden muss, um Abhängigkeiten zu beenden. In Kundl in Tirol sitzt mit Novartis der letzte Penicillinproduzent Europas. Und just hier stehe nun ein Fragezeichen hinter der Produktion, schreibt "Standard". Die Regierung ist demnach alarmiert.

Novartis prüfe, die Herstellung des Antibiotikums wegen des enormen Preisdrucks zu beenden und den Wirkstoff künftig aus Asien zuzukaufen, beruft sich die Zeitung auf gut unterrichtete Kreise. Das gelte nur für die Antibiotika-Herstellung, nicht aber für Kundl als Produktionsstandort, wird betont. Die österreichweit 5.000 Beschäftigten seien nicht gefährdet.

"Kostendeckende Produktion extrem herausfordernd" 

"Es ist eine Tatsache, dass die kostendeckende Produktion von Penicillin extrem herausfordernd ist", zitiert der "Standard" Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher. "Daher kaufen auch wir einige Wirkstoffe bereits aus China zu, und es ist nicht auszuschließen, dass dies in den kommenden Jahren noch weiter zunimmt." Den Preisdruck erklärt der Manager so: "Ein Kilogramm Penicillin kostet am Weltmarkt 20 Dollar. Das ist weniger als für Kaugummi."

Die Bundesregierung soll alarmiert sein. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) ist angeblich schon in Gesprächen mit Novartis, um eine Schließung des wichtigen Produktionsteils in Tirol zu verhindern. Angeblich soll die Regierung einige Verbesserungen für den Schweizer Pharmariesen aufs Tapet bringen. Dazu zähle die Einbindung der Arzneimittelherstellung in das EU-Rahmenprogramm IPCEI (Important Projects of Common European Interest). Einen offiziellen Kommentar des Wirtschaftsministeriums gab es auf Zeitungsanfrage nicht.

"Es muss auf europäischer Ebene diskutiert werden, wie man diese Produktionen in Europa halten beziehungsweise auch wieder zurückholen kann", sagt Novartis-Manager Kocher.

Zur Vollversion des Artikels