Die Zahl der Unfälle auf Skipisten rast auf ein Rekordhoch zu. 60.000 Mal wird es in dieser Saison krachen – die Spitalsbetten sind überfüllt.
Österreich zur Halbzeit der Semesterferien – die Bilanz ist ernüchternd. So viele Skiunfälle wie heuer gab es noch nie, lautet der Tenor in Österreichs Spitälern. Allein in Innsbruck und Salzburg werden täglich je 400 Wintersportler versorgt, in ganz Österreich schätzen Experten die Zahl auf 1.000. Das traumhafte Wetter zieht die Skifans heuer verstärkt in die Berge.
Die Ursachen: Zu schnell, zu riskant, zu dick
Hohe Geschwindigkeiten
Selbstüberschätzung
Mehr Übergewichtige
Höheres Alter |
Pechvogel
Jan Hovgaard aus Dänemark ist eines der Opfer (und ein
klassisches Beispiel für die Unfallursachen). „Ich war mit dem Snowboard
unterwegs“, erzählt er ÖSTERREICH. „Es war am späteren Nachmittag. Wir
hatten noch nicht zu viel getrunken, aber ich war schon etwas müde. Da ist
es passiert. Ich bin über eine Schneewechte gestürzt und auf den Ellenbogen
gefallen. Die Speiche wurde dabei verschoben, ein Teil ist angebrochen.“
Maarten Rasmussen, ein Schüler aus Dänemark, gibt sich nach dem Unfall einsichtig: „Ich bin schnell, wahrscheinlich zu schnell gefahren. Ich habe verkantet und dann war es schon passiert.“
Im Kitzbüheler Krankenhaus versorgte Primar Siegfried Nagl Dutzende Verletzte wie die beiden Wintersportler. Immer häufiger dabei: Fahrerflucht. Im Zillertal liegt nach einer Frontalkollision ein 47-jähriger Deutscher im Tiefschlaf. Der Unfallverursacher fuhr einfach davon ...
Ärzte warnen
„Vergangene Woche war die Hölle los“,
berichtet Bernd Köll, Leiter der Unfallchirurgie im Krankenhaus Zams.
„Täglich mussten bis 140 Patienten ambulant und stationär aufgenommen
werden, bisher die Woche mit den meisten Unfällen. Es ist fast nicht mehr zu
schaffen.“
Böse Folgen
„Verletzungs-Klassiker sind immer noch der
Unterschenkelbruch, der Ski-Haxen, gefolgt von Kniebandverletzungen, danach
Verletzungen der Schultern und Arme – nicht zuletzt aber auch viele
Verletzungen von Wirbelsäule, Becken und Brustkorb“, sagt Michael Blauth,
Vorstand der Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
an der Medizinischen Universität Innsbruck im Interview mit ÖSTERREICH.
Warum die Unfälle so eklatant in die Höhe schnellen, weiß Ingo Kroath vom Kuratorium für Alpine Sicherheit in Tirol: „Die Leute nehmen ihren beruflichen Ehrgeiz mit auf die Piste und sind nach drei Tagen Skifahren übermüdet. Zudem ist Kunstschnee in tieferen Tallagen oft pickelhart. Nur etwa zehn Prozent aller Unfälle sind Kollisionen, die meisten Unglücke passieren hingegen als Eigenfehler.“