Südtirolerin könnte unter Bakterien-Infektion leiden.
Der Zustand einer elfjährigen Südtirolerin, die am H1N1-Virus erkrankt ist und in Innsbruck behandelt wird, ist "weiterhin unverändert kritisch". Sie sei "nicht über dem Berg", hieß es am Dienstag von der Universitätsklinik.
Herz-Lungen-Maschine
Die Patientin aus Bozen bleibe wegen des
Lungenversagens bis auf weiteres an die Herz-Lungen-Maschine (ECMO)
angeschlossen. Ihr Zustand könne dadurch stabilisiert werden, sei aber laut
Medizinern "äußerst ernst". Sie werde mit Antibiotika behandelt, es handle
sich um eine "langwierige Sache".
Die Elfjährige wird weiterhin von einem interdisziplinären Team von Spezialisten auf der Intensivstation des Kinderzentrums am Landeskrankenhaus Innsbruck betreut. Das Mädchen war zuvor im Krankenhaus Bozen wegen akuter Atemnot behandelt worden. Als eine Beatmung mit Sauerstoff nicht mehr erfolgreich war, wurde das Kind nach Innsbruck überstellt. Es hatte sich am vergangenen Mittwoch zu einem Hausarzt mit Grippesymptomen gewandt. Ihr Zustand verschlechterte sich in der Folge sehr rasch.
Superinfektion?
Nicht kommentieren wollte man in Innsbruck, dass
die Boznerin an einer bakteriellen "Superinfektion" leide. Diese Vermutung
hatte der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch vom
Kaiser-Franz-Josef-Spital am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz in Wien
geäußert. Ausgegangen werde von einer Staphylokokken-Superinfektion, meinte
Wenisch nach einem Telefonat mit den Ärzten der Elfjährigen. Eine endgültige
Diagnose stehe noch nicht fest, die Vermutung sei allerdings naheliegend.
Durch die Aktivierung beim Kampf gegen das H1N1-Virus werde das Immunsystem
geschwächt, erklärte der Mediziner, der im April den ersten österreichischen
Schweinegrippe-Fall behandelte. "Dadurch wird die Schleimhaut anfälliger für
Bakterien." Als Begleiterscheinung könnte als Folge leichter ein zweiter
Infektionsherd auftreten.
Das Problematische laut Wenisch: "Dann hat man zwei Kriegsschauplätze für das Immunsystem." Hinzu komme, dass gegen eine Virus-Erkrankung eine andere Abwehr als gegen Bakterien notwendig sei. "Eine virale Anti-Immunreaktion schwächt jene gegen Bakterien", betonte Wenisch.
"Das ist das, was wirklich gefürchtet ist", betonte der Infektiologe im Hinblick auf die derzeit in Österreich unauffällige neue A(H1N1)-Influenza. "Die Grippe an sich bringt ja niemanden um. Man sagt salopp: Wenn einen die Grippe erwischt, bringt einen die bakterielle Superinfektion um." Dementsprechend seien bei jungen Schweinegrippe-Patienten Begleiterscheinungen im Sinne von Bakterien-Infektionen die Haupt-Todesursache. Älter Personen und chronisch Kranke mit schwachem Herz-Kreislaufsystem würden auch an anderen Ursachen sterben.
"Perfekt gesund"
Die Elfjährige aus Südtirol sei vor
der Erkrankung jedenfalls "perfekt gesund" gewesen. Ihre Überstellung von
Bozen nach Innsbruck bezeichnete Wenisch als "heroische Tat", die vermutlich
wegen einer in der Tiroler Klinik vorhandenen speziellen
Herz-Lungen-Maschine notwendig gewesen sei. "Der Transport eines
Intensiv-Patienten ist immer ein Risiko."