Am Zielgelände der Hahnenkammrennen fanden sich 1.000 Gäste zur herzzerreißenden Trauerfeier ein.
In einer zweistündigen Trauerfeier im Zielgelände der Hahnenkammrennen ist am Samstag der am Montag im Alter von 73 Jahren verstorbene Skistar Toni Sailer feierlich verabschiedet worden. Anschließend zog der Trauerkondukt von Sailers "Wohnzimmer" durch Kitzbühel, zum Friedhof, wo der Skistar im engeren Familienkreis beigesetzt wurde. Rund tausend Trauernde, darunter viel Prominenz aus der Sportwelt, der Politik und Wirtschaft begleiteten bei strömendem Regen "den schwarzen Blitz aus Kitz", den österreichischen Jahrhundertsportler.
Das war der Ticker - Hier zum Nachlesen
"Weißes Wunderteam" dabei
"Ohne Sailer ist
Kitzbühel nicht mehr das Kitzbühel, was es einst war", sagte Anderl
Molterer, der extra zum Begräbnis seines Freundes aus Amerika angereist war.
"Er war ein Superbursche und wir haben immer viel gelacht. Ich wünsche ihm
jetzt alles Gute." Molterer bildete mit Sailer, der mit drei Olympischen
Goldmedaillen 1956 in Cortina (ITA) Geschichte geschrieben hatte, Fritz
Huber, Ernst Hinterseer, Hias Leitner und dem bereits verstorbenen Christian
Pravda das "weiße Wunderteam".
Generationen von Ski-Assen vor Ort
Es waren Generationen von
erfolgreichen Skirennläufern zum Abschied des Skiidols in Kitzbühel
erschienen. Neben den vier noch lebenden Mitgliedern des Wunderteams
begleiteten auch Franz Klammer (Abfahrtsolympiasieger 1976) und Leonhard
Stock (Olympiasieger 1980) den schlichten Holzsarg, den ein großes Bouquet
roter Rosen schmückte, durch die Gamsstadt.
"Größter Skifahrer aller Zeiten"
Die
französische Skilegende Jean Claude Killy, der es 1968 in Grenoble als
bisher einzigem Athleten gelang, die drei Goldmedaillen Sailers bei
Winterspielen einzustellen, sprach über die Galionsfigur des alpinen
Skisportes: "Du warst der größte Skifahrer aller Zeiten. Du warst das Licht
und bist das Licht, das uns in die Zukunft blicken lässt. Danke Toni."
Himmel "weinte" doch nicht?
Salzburgs Weihbischof
Andreas Laun, der mit Kitzbühels Stadtpfarrer Michael Struzynski den
Trauergottesdienst leitete, sagte in Anspielung auf den strömenden Regen:
"Jemand sagte zu mir, selbst der Himmel weint. Aber das stimmt nicht ganz,
der Himmel hat jetzt unseren Toni mit Freude aufgenommen." Zum Abschluss des
Trauergottesdienstes sang Hubert von Goisern einen berührenden Jodler,
Sailers Lieblingsmusik.
Darabos würdigte Bescheidenheit
In allen Reden wurden
Sailers Verdienste um den alpinen Skisport, aber auch dessen menschliche
Seite und Kraft gewürdigt. Sportminister Norbert Darabos meinte, es sei
gänzlich unmöglich, angemessene Worte zu finden, für Sailers Leistungen um
den Sport, aber auch für den Menschen Sailer: "Trotz des Wissens um seine
Krankheit, blickte er immer nach vorne und nicht zurück. Seine
Bescheidenheit war ein Zeichen seiner Größe."
Schröcksnadel verwies auf Alpin-Boom
Peter Schröcksnadel
führte als Präsident eine große Abordnung des österreichischen Skiverbands
(ÖSV) an. Für die aktuelle Mannschaft, die derzeit auf Trainingslager in
Chile weilt, kamen stellvertretend Hermann Maier und Nicole Hosp zu den
Begräbnisfeierlichkeiten. "Toni hat Leistungen für Österreich erbracht, die
es nie mehr wieder gab. Durch Toni hat Österreich die Kompetenz im Skisport
gewonnen. Die Wirtschaft und viele Hoteliers müssen hinaufblicken und danke
sagen", verwies der ÖSV-Präsident, der als Jugendlicher am Radio hing, um
Sailers Erfolge zu verfolgen, auf den alpinen Boom, den Sailer losgetreten
hat.
Ein Idol, nicht nur ein Sportler
In den Reden wurde aber auch
Sailers Rolle als Idol betont. Ein Idol, das im Nachkriegs-Österreich den
Menschen Hoffnungen gab, das viele Generationen prägte. "Er war mehr als nur
ein erfolgreicher Sportler", sagte Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler.
"Philosoph des alpinen Skisportes"
Für den
internationalen Skiverband (FIS) reiste Präsident Gian Franco Kasper extra
von Vancouver (CAN) an, um von einem langjährigen Weggefährten Abschied zu
nehmen. "Sailer war einer der wenigen Sportler, die bereit waren, nach der
Karriere dem Skisport etwas zurück zu geben", meinte der Schweizer in
Anspielung darauf, dass Sailer bis zu seinem Tod Vorsitzender des
Alpin-Komitees in der FIS war. "Er war der Philosoph des alpinen Skisportes
und ein Visionär, der immer den Wald und nicht einzelne Bäume sah. Er wird
in der FIS für immer unvergessen bleiben."
Lange Promi-Liste
Doch nicht nur Skifahrer wie Stephan
Eberharter, Fritz Strobl, Harti Weirather mit Gattin Hanni Wenzel oder der
deutsche Olympiasieger Markus Wasmeier gaben Sailer das letzte Geleit. Auch
sein langjähriger Golffreund Franz Beckenbauer. "Er war immer lustig und
fröhlich, auch in den letzten Jahren trotz seiner schweren Krankheit",
meinte der "Kaiser". "Er wird mir als Freund immer in Erinnerung bleiben."
Im Anschluss an die Eucharistiefeier und die Reden zog der Trauerkondukt durch die Gamsstadt. Vorne weg die Abordnungen der Vereine, hinter der Kutsche die Familie angeführt von Sailers zweiter Frau Hedi, die von Sailers Sohn Florian an der Hand geführt wurde.
Rede des Bruders tränenreich
Der jüngere Bruder Rudi Sailer
erzählte von der Privatperson und bedankte sich in berührenden Worten bei
Sailers Witwe. "Hedi, Du hast mit Deiner Liebe Tonis Leben um viereinhalb
Jahre verlängert. Danke schön." Und mit Tränen in den Augen und fast
erstickter Stimme rief er Toni zu: "Ich sitze immer noch auf meinem Platz im
Rasmushof, du wirst aber jetzt niemals mehr vorbeikommen, mich abzuholen.
Vergelt's Gott, Toni!"