In Florida stehen Kerstin und Tobias Fenn wegen Mordes an Kerstins Mutter vor Gericht. Und die Anklägerin kennt kein Pardon.
Im Gerichtssaal von Palm Beach kann man die Angst riechen. Auf der Anklagebank hat Tobias Fenn (50) im klimatisierten Raum schon nach 40 Minuten sein Hemd durchgeschwitzt. Neben ihm bricht seine Frau Kerstin (53) immer wieder in Tränen aus.
Mordanklage
Wie berichtet, droht den beiden Wahltirolern (die
gebürtigen Deutschen lebten viele Jahre in Leutasch) die Todesstrafe, weil
sie Kerstins Mutter, Elly Lorey Spieler, von Österreich nach Florida geholt
und dort (durch Vernachlässigung) ums Leben gebracht haben sollen. Die
Anklage lautet auf „Mord ersten Grades“. Und am ersten Verhandlungstag
begründet Staatsanwältin Angela Miller, warum.
Zu Tode gequält
"Elly Lorey Spieler litt an Alzheimer, und
die beiden Angeklagten haben die betagte Frau zu Tode gequält“, so die
Anklägerin am ersten Verhandlungstag mit schneidender Stimme: "Sie sperrten
die Kranke in ein Zimmer ohne Wasser und Strom. Als Bett gaben sie ihr eine
Plastikplane, geduscht wurde die Mutter mit einem Gartenschlauch. Um den
Geruch der Exkremente im Raum zu halten, verschlossen Tochter und
Schwiegersohn die Lüftung mit Planen.“ Höhepunkt des Plädoyers: „Die
Angeklagten haben ihrem dementen Opfer jede Zuwendung verweigert und die
Würde genommen. Als Elly Lorey Spieler in ihrem Gefängnis mit 89 Jahren
starb, wog sie nur noch 40 Kilo.“
Zeugen
Als Zeuge der Anklage sorgte der Mediziner Dr. Michael
Bell für schmale Lippen der Geschworenen: „Die Frau ist langsam verhungert“,
so der Gutachter, "überdies war sie dehydriert.“ Und ein Polizist sagte aus:
„Die Wände ihres Zimmers waren mit Kot beschmiert. So etwas habe ich noch
nie gesehen.“
Erklärung
Dann versuchte Michael Salnick, der Anwalt des
Ehepaares Fenn, zu punkten: „Die kranke Mutter wollte auf keinen Fall in ein
Heim. Aus Liebe haben meine Mandanten dem Wunsch entsprochen, aber sie waren
mit der Pflege einfach überfordert. Denn Elly hat ihr Gebiss zerbrochen,
ihre Mahlzeiten versteckt, bis sie verfaulten, und ihre Exkremente im Zimmer
verschmiert. Oft hat sie sich auch die Kleider vom Körper gerissen.“ Der
Prozess wurde von Richter Stephen Rapp auf drei Wochen angesetzt.