Prozess in Tirol
Türkin wegen versuchten Mordes vor Gericht
07.11.2007
Sie stach im Frühjahr auf ihren Ex-Freund mit zwei Messern ein. Laut Gutachten war die Türkin eingeschränkt zurechnungsfähig.
"Sie war nie in einem Zustand, wo sie nicht mehr denken konnte", erklärte die psychologische Sachverständige den Geschworenen am Mittwoch. Ein Urteil wurde für Mittwoch erwartet.
"Er hat mein Leben zerstört"
Die unmittelbar nach
der Festnahme der Angeklagten am 12. April 2007 gemachten Angaben seien
glaubwürdiger, als jene, die sie vor Gericht gemacht habe, meinte die
Psychologin Karin Treichl. Den Beamten hatte die 22-Jährige nach der Tat
gestanden: Er hat mein Leben zerstört, ich wollte ihn umbringen. Ich bereue
meine Tat nicht, nur, dass es mir nicht gelungen ist, ihn zu töten." Eine
Verwirrung, auf die sich die Frau nun berufe, erkläre solche Aussagen nicht.
Versuchter Mord
Staatsanwältin Silvia Geymayer forderte in ihrem
Plädoyer einen Schuldspruch wegen versuchten Mordes. Für sie war klar, dass
die Angeklagte mit dem Vorsatz, ihn zu töten, auf den Mann losgegangen sei.
"Sie dachte sich, entweder er spricht mit mir, oder er stirbt. Sie wollte
ihn töten", war sie sich sicher.
Verteidiger Walter Platzgummer plädierte für einen Freispruch. Für ihn war das Opfer kein glaubwürdiger Zeuge. Das Gericht zog sich zur Beratung zurück.
Mann beendete Affäre
Die Angeklagte hatte ein Affäre mit
einem Familienvater aus Imst. "Er hat mir gesagt, dass er es ernst meint und
dass er mich heiratet", hatte sie Richterin Helga Moser gesagt. Als sie
schwanger wurde, habe sich die Beziehung verändert. Der Mann wollte die
Abtreibung, sie das Kind behalten. Bei einem Urlaub in Istanbul erlitt die
Frau eine Fehlgeburt. Wieder zurück in Tirol, stieg ihr Partner wortlos aus
dem Auto aus und war ab da für die Türkin nicht mehr zu erreichen.
"Ich bring dich um"
Daraufhin habe sie sich sieben
Messer gekauft und sei zu ihm in ein Fachmarktzentrum gefahren. Ein 20
Zentimeter langes Messer hatte sie sich unter ihren linken Arm geklemmt, das
andere, zwölf Zentimeter lange hatte sie in der Hosentasche. In der
Tiefgarage des Zentrums kam es schließlich zur Konfrontation. Mit den Worten
"ich bring dich um, weil du mein Leben zerstört hast" sei sie zuerst von
vorn und dann von hinten auf den Ex-Freund losgegangen, hieß es in der
Anklage. Der 30-Jährige blieb weitgehend unverletzt. Der körperlich deutlich
überlegene Tae Kwon Do-Kampfsportler entrang ihr beide Messer.