"Zu gefährlich & kein Schutz"
Tiroler Gemeinde entfernt alle Zebrastreifen
09.08.2020
Auf der stark befahrenen Bundesstraße durch Gerlos gibt es keine Schutzwege mehr. Kinder und Erwachsene müssen jetzt eigene Wege über die Straße suchen. Die Entscheidung sorgt für Kopfschütteln.
Ganz ohne Streifen kommt mittlerweile die Tiroler Gemeinde Gerlos aus. In dem 798-Seelen-Dorf im Zillertal gibt es keine Zebrastreifen mehr. Alle fünf entlang der Bundesstraße wurden ersatzlos gestrichen, sogar jener vor der Volksschule.
Der Bürgermeister kam zum Entschluss, dass die Schutzwege zu gefährlich seien und auch nicht schützen, berichtet der ORF Tirol. Im Ort selbst macht sich Unverständnis breit.
Aber von Anfang an: Begonnen hat alles mit einer Aufforderung der Bezirksbehörde. Die Gemeinde müsse alle Schutzwege überprüfen lassen. Dies wurde anschließend von einer privaten Firma durchgeführt. Das Ergebnis war allerdings alles andere als erfreulich, "niederschmetternd" sogar, wie Bürgermeister Andreas Haas erklärt. "Es hat sich herausgestellt, dass alle fünf überprüften Schutzwege nicht dem Stand der Technik entsprechen", so Haas. Immerhin müssten Zebrastreifen deutlich gekennzeichnet sein, sodass man sie sehen kann. Laut Ortschef würde dies alles in Gerlos nicht zutreffen und es lasse sich auch nicht beheben.
Daraufhin wurde im Dezember das Aus für die Schutzwege in der kleinen Ortschaft im Gemeinderat besiegelt. Seit zwei Monaten sind die Streifen nun weg und der Unmut innerhalb der Gemeinde ist immer noch nicht verpufft. Haas muss weiterhin Überzeugungsarbeit bei den Bewohnern machen. "Wenn man ihnen erklärt, dass ein Schutzweg, der nicht dem Stand der Technik entspricht in Wahrheit ja viel gefährlicher ist als ein aufgelassener Schutzweg, dann zeigten sich die meisten auch einsichtig", wird der Bürgermeister zitiert.
Eine vom ORF befragte Anrainerin überzeugt dieses Argument nicht. "Es ist brandgefährlich. Jetzt ist schönes Wetter. Aber was ist bei Regen oder im Winter, wenn es um 17 Uhr schon dunkel ist? Vielleicht noch rutschig oder eisig?", ärgert sich Greta Duschek.
Ganz ohne Sicherheitskonzept wolle man in Gerlos aber dann doch nicht dastehen. Nun wird überlegt Verkehrsinseln zu bauen, denn auch ein Tempolimit durch den Ort sei schwierig, wie Bürgermeister Haas erklärt . . .