Was als Suchtgifttod abgetan wurde, entpuppt sich möglicherweise doch als Verbrechen.
Die Mutter des 17-jährigen Burschen, der in der Nacht auf den 12. Februar 2017 leblos vor einer Diskothek in Vösendorf (Bezirk Mödling) aufgefunden wurde, ist überzeugt, dass ihr Sohn gewaltsam zu Tode gebracht wurde. Die 32-jährige Frau hat über ihren Anwalt Philipp Wolm bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eine Sachverhaltsdarstellung wegen Mordverdachts eingebracht.
Zunächst hatte es geheißen, der 17-Jährige sei vermutlich an einer Überdosis gestorben. Im vorläufigen Obduktionsbefund war von einer Suchtmittelintoxikation als Todesursache die Rede. Angehörige des Burschen hielten das für ausgeschlossen - der Jugendliche sei kein Junkie, sondern Boxer und Kraftsportler gewesen.
Tödliche Auseinandersetzung
Inzwischen steht fest, dass der Bursch am Weg von der Disco zur Bushaltestelle eine Auseinandersetzung mit anderen Jugendlichen hatte und dabei von einem 1,95 Meter großen, kräftigen Kontrahenten niedergeschlagen wurde. Die Polizei konnte den Verdächtigen ausforschen. Bereits am 1. März hat dieser - ein 19 Jahre alter Lehrling - zu Protokoll gegeben, ihm wären "die Sicherungen durchgebrannt", weil der 17-Jährige seine Freundin beschimpft und nach seinem jüngeren Bruder getreten hätte.
Er habe dem 17-Jährigen deshalb "mit meiner rechten Faust einen Schlag in sein Gesicht" verpasst, so der 19-Jährige in seiner polizeilichen Einvernahme, die der APA vorliegt. Augenzeugen zufolge fiel der Jüngere "wie ein Stück Holz um". Auf die Frage, weshalb er sich nicht gleich nach dem Vorfall gemeldet hätte, erwiderte der 19-Jährige: "Weil ich Angst davor hatte und mir von Freunden gesagt wurde, dass ich in U-Haft gehen würde."
Sechs Wochen nach diesen Angaben dürfte der zuständigen Anklagebehörde diese Aussage noch immer nicht bekannt sein. Bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt laufen die Ermittlungen in Richtung Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, wobei sich diese gegen unbekannte Täter richten, wie Behördensprecher Markus Bauer am Freitag auf APA-Anfrage erklärte. "Der Abschlussbericht der Polizei liegt derzeit noch nicht vor", sagte Bauer. Das hänge mit der "recht umfangreichen Ermittlungstätigkeit" zusammen. Zudem sei noch das endgültige Obduktionsgutachten ausständig. Es bleibe abzuwarten, ob sich dann der Tatverdacht konkretisieren lasse.
Der 19-Jährige hatte nach der Rauferei auf Facebook über den Vorfall gepostet. "Ich war von Anfang an dabei. Hätte er mich nicht geschlagen, wäre er wahrscheinlich noch am Leben", verbreitete er. Die Angehörigen des 17-Jährigen wundern sich, dass sich der Lehrling nach wie vor auf freiem Fuß befindet und nicht längst wegen Verabredungsgefahr in U-Haft genommen wurde. Darüber hinaus bemängeln sie, dass wichtige Zeugen von der Polizei bisher nicht vernommen wurden - so etwa der jüngere Bruder des 19-Jährigen, ein unmittelbarer Tatzeuge.
Dieser soll mittlerweile in seinem Umfeld angedeutet haben, dass er möglichst bald Österreich verlassen möchte. Zwei weitere Zeugen, die zum Tatort kamen und womöglich aufschlussreiche Wahrnehmungen mitbekamen, wurden ebenfalls noch nicht formell befragt. Schließlich soll es Videoaufzeichnungen vom Außenbereich der Diskothek geben, auf der die Schlägerei angeblich zu sehen ist. Die Staatsanwaltschaft hat die Polizei am 31. März aufgefordert, das Videomaterial sicherzustellen und beizuschaffen.