Sprecher des Krankenanstaltenbetreibers nannte am Dienstag 46 Stunden.
Nach dem Tod einer Dreijährigen an der Innsbrucker Kinderklinik werden immer mehr Details bekannt. Nach dem vorläufigen Krankenbericht lag das Mädchen wesentlich länger in Narkose, als bisher angenommen. Ein Sprecher des Krankenanstaltenbetreibers Tilak nannte am Dienstag 46 Stunden. In Medienberichten war sogar von 48 Stunden die Rede. Am späten Nachmittag wollte sich der Landessanitätsrat mit dem Fall befassen.
Ursprünglich waren 36 Stunden angenommen worden. Nach einer internen Kontrolle der Akten stehe mittlerweile ein Zeitraum von 46 Stunden fest, sagte Tilak-Sprecher Johannes Schwamberger.
2.000 Seiten
Der Krankenakt umfasse derzeit rund 2.000 Seiten und sei "noch nicht vollständig". Unklar sei, warum sich die Folgeuntersuchungen verzögert hätten. Drei Kliniken seien dabei involviert gewesen. Unter anderem stünden diese Berichte noch aus.
Diskussion um Propofol
Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht das Narkosemittel Propofol
. Laut dem Chef der AGES PharmMed, Marcus Müllner, ist das Mittel für eine Sedierung von Kindern über eine längere Zeit nicht zugelassen. Das Medikament soll eigentlich nur für eine Narkose im Zuge von Operationen verwendet werden. Laut dem Beipackzettel ist es zur Sedierung für Kinder unter 16 Jahren verboten. Für Narkosen sei es ab dem ersten Lebensmonat erlaubt.
Die ärztliche Direktion der Innsbrucker Klinik hatte vergangene Woche die Verwendung des Narkosemittels Propofol zur Sedierung auf Kinder-Intensivstationen gänzlich untersagt. Im Rahmen der laufenden Untersuchungen habe sich der Verdacht erhärtet, dass eine sehr seltene Nebenwirkung des Narkotikums zum Tod des Kindes geführt haben könnte, hatte es geheißen. Diese trete in einem von 10.000 Fällen auf und werde Rhabdomyolyse genannt. Dabei handelt es sich um die Auflösung der quer gestreiften Muskelfasern, wozu die Skelettmuskulatur, Herzmuskulatur und Zwerchfell gehören.
Untersuchungen
Parallel zur Aufarbeitung an der Klinik laufen die Untersuchungen der Innsbrucker Staatsanwaltschaft. Sie hatte nach dem Tod des Kindes ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Täter eingeleitet.
Das Mädchen war am 15. Oktober in das Bezirkskrankenhaus Schwaz eingeliefert worden, weil es beim Spielen Klebstoff verschluckt hatte. Von dort war das Kind aber umgehend an die Innsbrucker Klinik überwiesen worden. Noch am selben Tag wurde unter Narkose eine endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege vorgenommen.
Die Narkose selbst war laut der ärztlichen Direktorin "ohne Zwischenfälle" verlaufen. Das Kind wurde danach routinemäßig auf die Intensivstation verlegt und weiterbehandelt. Zu der Verschlechterung, die schließlich in ein Multiorganversagen des Kindes mündete, sei es schließlich rund drei Tage später gekommen.