Gar nicht witzig endete Streit zweier Anrainer des Wiener Orpheum-Kabaretts
Freitag, 13 Uhr. Ganz aufgebracht kam der 49-jährige Andreas E. aus seinem Reihenhäuschen in der Steigenteschgasse in Wien-Donaustadt. Mit einer Walther-P38-Pistole im Anschlag näherte er sich seinem Nachbarn auf der anderen Straßenseite, Michael S. (36), der soeben Einkäufe aus dem Kofferraum seines schwarzen Honda Civic lud.
Weißes T-Shirt binnen Sekunden blutrot
Es ging ganz blitzschnell – und die meisten in diesem ruhigen Donaustadtgrätzel merkten nicht einmal, dass ein Schuss abgefeuert worden war, der den jüngeren der beiden Kontrahenten von hinten in die Schulter traf. Michael S. brach zusammen. Ein Zeuge sollte später schildern: „Das Opfer hatte ein weißes T-Shirt an und das war binnen Sekunden dunkelrot.“
Nach der Schussattacke rannte Andreas S., der im Viertel eigentlich als besonnen galt, zuerst zum Übersetzungsbüro von Nada E. und rüttelte an ihrer Tür, die sonst immer offen war. Die Frau zu ÖSTERREICH: „Ich hab heute früher aufgehört und zugesperrt und bin heilfroh, dass ich ihn nicht traf. Vielleicht hatte er auch etwas gegen mich.“
Der Schütze flüchtete in den Hof des bekannten Kabarettlokals „Orpheum“ und verübte Selbstmord – mit einer einzigen Kugel in den Kopf.
Opfer soll viele in der Siedlung provoziert haben
Über die Hintergründe der Bluttat herrschte bei den anderen Nachbarn allgemeines Rätselraten. „Die beiden kannten sich schon lange“, sagt eine Anrainerin. Eine andere meint: „Der Angeschossene hat gerne provoziert. Der Täter war ein gutmütiger 1,90-Mann. Warum ist der nur so ausgezuckt? Da muss mehr zwischen den beiden gewesen sein.“ Und: „Sie waren gute Freunde. Zuletzt wohl nicht mehr.“
Polizeisprecher Mario Hejl: „Die Tatortermittlungen sind abgeschlossen. Für uns geht es jetzt nur noch ums Motiv. Alles andere ist geklärt. Die Waffe war legal.“