Meiste Angriffe im öffentlichen Raum.
Die Antidiskriminierungsstelle Steiermark hat eine Studie erstellt, mit der verbale und körperliche Übergriffe auf Menschen mit Migrationshintergrund erhoben wurden. Die Fragebögen wurden von 1.112 Menschen ausgefüllt. 431 Personen (39 Prozent) gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten zumindest einmal wegen ihrer Hautfarbe/Religion/Herkunft beschimpft, beleidigt oder bedroht wurden.
Die Befragung wurde vom Europäischen Trainingszentrum für Menschenrechte (ETC) in Graz durchgeführt und anlässlich des Internationalen Tages gegen den Rassismus vorgestellt. Laut dessen Leiter Klaus Starl waren 188 Personen oder 17 Prozent der Befragten öfter als drei Mal Opfer von sogenannten "Hate Crimes", von Beschimpfung, Beleidigung oder Drohung. Opfer eines körperlichen Übergriffs aufgrund von Hautfarbe, Religion oder Herkunft wurden in den vergangenen zwölf Monaten laut Befragung 98 Personen oder neun Prozent. Davon wurden 31 Personen oder drei Prozent öfter als drei Mal attackiert, hieß es bei der Präsentation am Montag in Graz.
Hochgerechnet gab es in der Steiermark pro Jahr rund 4.100 "Hate Crimes". Diese gliedern sich in 400 bis 600 körperliche Übergriffe bzw. 2.500 bis 3.500 verbale Attacken auf. Die meisten Übergriffe geschehen im öffentlichen Raum, sprich auf der Straße, in Parks und in öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch in Geschäften und Lokalen. Männer und Frauen seien gleichermaßen betroffen, sagte Starl. Weit hinten lagen dabei Behörden oder öffentliche Stellen.
Die Fragebögen waren in elf Sprachen geschrieben, in zwei Fragen gegliedert und über 23 Beratungsstellen im ganzen Land verteilt. "Der Großteil wurde auf Deutsch beantwortet, woraus sich schließen lässt, dass nicht nur Neuankömmlinge, sondern auch schon länger hier ansässige Menschen diskriminiert wurden", sagte Starl. 45 Prozent der Teilnehmer waren Frauen, 55 Prozent Männer.
Nur mit rund 600 Rückmeldungen gerechnet
Man habe eigentlich nur mit rund 600 Rückmeldungen gerechnet, freute sich Starl. Mit über tausend Beantwortungen werde es eine repräsentative Studie. Als Maßnahmen zur Prävention wären gemeinsame Veranstaltungen von im Menschenrechtsbereich tätigen Organisationen und von Betroffenen, sowie von Polizei, Verkehrsbetrieben und Ordnungswache zu überlegen.
Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) sagte, man merke, dass manchmal eine gewisse Müdigkeit bei den Menschen bei dem Thema eingetreten sei. "So in der Richtung, jetzt wird schon wieder darüber geredet. Es geht aber nicht nur darum, ob es sich um strafrechtlich relevante Aspekte bei Übergriffen handelt. Da ist nichts zu bagatellisieren, wenn jemand angepöbelt wird, wegen einer anderen Hautfarbe, oder nicht in die Disko gelassen wird. Da darf es keine Toleranz gegeben, die gesamte Zivilgesellschaft muss dagegen auftreten", sagte Kampus.
Daniela Grabovac, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle (ADS), sagte, man wolle einmal einen Bericht zum Status Quo haben. "Wenige Fälle werden ja angezeigt oder zur ADS gebracht. Österreich erhebt solche Daten nicht, im Gegensatz zu Großbritannien und Skandinavien".