Eine Chronologie der letzten Jahre.
19. April 2008
Auf einem Parkplatz der Wiener S1 in Schwechat
kommt bei einem Schusswechsel ein als falscher Polizist getarnter Rumäne unter
strittigen Umständen durch das Projektil einer Dienstwaffe eines
Beamten in Zivil ums Leben. Ob der Waffengebrauch gerechtfertigt war, ist
noch Gegenstand gerichtlicher Ermittlungen, gemäß einem Gutachten handelte
es sich um einen Querschläger. Laut Polizei war der Flüchtende, der
gemeinsam mit zwei Komplizen mehrere Überfälle begangen haben soll, auf die
Beamten losgefahren.
11. Oktober 2004
Der offenbar unter einer psychischen Störung leidende
35-jährige Milchlieferant Nicolae J. wird nach einer Amokfahrt in Wien
von einem Polizisten erschossen. Das Verfahren gegen den Beamten wird von
der Staatsanwaltschaft eingestellt, der Unabhängige Verwaltungssenat (UVS)
stellt im Nachhinein allerdings fest, dass der Schusswaffengebrauch
rechtswidrig war. Der Waffengebrauch sei "weder Maß haltend, noch
verhältnismäßig und daher unzulässig" gewesen.
31. August 2002
Binali I. wird in der Wiener Innenstadt von einem Polizisten
erschossen, als er mit zwei Mineralwasserflaschen auf die Beamten losgeht.
Der 28-Jährige, der schon länger unter schizophrenen Schüben und
zeitweiligem Realitätsverlust litt, hatte zuvor versucht, ein
Kindermodengeschäft zu überfallen und einer älteren Passantin die Handtasche
zu entreißen. Zeugen beschrieben den Mann als "sehr verwirrt". Auf
mehrere Polizisten machte er hingegen den Eindruck, "dass er immer
aggressiver wird", wie eine Inspektorin in einer Verhandlung vor dem
Wiener Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) darlegt. Die Polizisten
werden rechtskräftig freigesprochen. Das Gericht befindet, sie hätten
in Notwehr gehandelt.
20. Mai 2000
Der Ungar Imre B. (35) wird im Zuge einer
Drogenrazzia in Wien-Penzing irrtümlich erschossen. Er parkt vor einem
Lokal, das die Exekutive für einen Suchtgift-Umschlagplatz hält. Auf Vorhalt zweier
Uniformierter, die Hände aufs Armaturenbrett zu legen - sie wollen das
Fahrzeug und die beiden Insassen durchsuchen -, soll B. die Tür aufgerissen
haben, als sie ein Inspektor mit seiner gezückten Waffe in der anderen
Hand gerade öffnen wollte. Dabei löst sich der verhängnisvolle
Schuss. Sechs Jahre später stellt der Verwaltungsgerichtshof fest, dass
dieser rechtswidrig war.
13. Mai 1995
Auf der Pack verwechseln Wiener Kripo-Beamte vier
West-Steirer mit gesuchten Erpressern und feuern 28 Mal auf deren Autos, wobei
ein Mann durch Glassplitter im Gesicht und am Auge verletzt wird. Wie sich
später herausstellt, handelte es sich um harmlose Zivilisten, die sich
auf der Heimfahrt von einer Chorprobe befanden. Die beiden Beamten werden zu
Geldstrafen verurteilt, die Chorsänger erhielten Schadenersatz.