Rauferei Tschetschenen-Türken

Unbeteiligten vor Bim gestoßen - Türke verurteilt

22.03.2017

25-Jähriger erhielt wegen schwerer Körperverletzung zwölf Monate.

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© Symbolbild/APA
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Eine Schlägerei aus völlig nichtigem Grund zwischen türkischstämmigen Österreichern und Tschetschenen ist im September in Wien-Favoriten dermaßen aus dem Ruder gelaufen, dass dabei ein unbeteiligter Bursche vor die Straßenbahn gestoßen und schwer verletzt wurde. Sieben junge Männer haben sich deshalb am Mittwoch am Straflandesgericht verantworten müssen, einer erhielt eine bedingte Strafe.

Für sechs Beschuldigte im Alter von 20 bis 26 Jahren, die wegen Raufhandels angeklagt waren, endete der Prozess am Nachmittag mit einer Diversion. Fünf müssen sich innerhalb einer Probezeit von einem Jahr bewähren, ein 22-Jähriger muss 70 Stunden gemeinnützige Arbeit absolvieren. Damit entgingen sie einem Schuldspruch und einem Eintrag im Strafregister. Ein 25-Jähriger wurde allerdings rechtskräftig wegen schwerer Körperverletzung - er war für den Stoß verantwortlich - zu zwölf Monaten bedingt verurteilt.

Grund für die Schlägerei war eine Auseinandersetzung zwischen dem 25-Jährigen und einem Tschetschenen in einem Internet-Cafe am Tag davor. Der gebürtige Türke kam des öfteren in das Cafe, um Computerspiele zu spielen. Dieses Mal dürfte es jedoch recht aufregend gewesen sein, denn er ließ seiner Emotion lautstark freien Lauf. Der 22-jährige Tschetschene fühlte sich durch den Lärm gestört, er stellte den 25-Jährigen zur Rede. Es kam zu einer kleinen Schubserei, doch für den Tschetschenen war die Angelegenheit schnell erledigt. Nicht so für den 25-Jährigen: Er animierte seinen Bruder, weitere Freunde und auch unbekannte Burschen aus einem nahe gelegenen Park, und suchte den Tschetschenen in dem Cafe auf.

Sie forderten den 22-Jährigen auf "vor die Tür zu kommen". Dort entbrannte zwischen den türkischstämmigen Wienern, dem Tschetschenen und seinen Freunden eine lautstarke Diskussion. Diese hatte sich laut Augenzeugen bald wieder beruhigt, doch plötzlich gingen die Kontrahenten mit Fäusten und Tritten aufeinander los. Ein 19-Jähriger, der ebenfalls in dem Internet-Cafe war und sah, dass Freunde von ihm geschlagen wurden, kam diesen zu Hilfe. Seine Hilfsbereitschaft wurde ihm allerdings zum Verhängnis. Als er einem 20-Jährigen aufhelfen wollte, wurde ihm von dem 25-Jährigen ein Schlag verpasst, sodass er vor die Straßenbahn flog und mitgerissen wurde.

Der 19-Jährige erlitt neben Prellungen und Abschürfungen eine Hüftluxation mit knöchernem Ausriss der Hüftpfanne, eine tiefe Rissquetschwunde am linken Oberarm, eine Durchtrennung des linken Ellennervs und eine Nierenquetschung. Er musste neun Tage intensiv medizinisch betreut werden und war fünf Wochen auf Rehabilitation. Seinen Ausbildungsplatz hat er durch den Unfall verloren, in zwei Fingern hat er kein Gefühl mehr, sagte sein Anwalt Normann Hofstätter. Alle Beteiligten bedauerten, dass die Schlägerei passiert ist. "Wir hätten es lassen sollen, gar nicht erst hingehen", meinte der älteste Angeklagte zu Richter Georg Allmayer. Im Anschluss an die Verhandlung gaben sich alle Beschuldigten die Hand und entschuldigten sich beim Opfer. Der 25-Jährige, der wegen schwerer Körperverletzung verurteilt wurde, muss dem 19-Jährigen 4.000 Euro Schmerzengeld zahlen. Er bat den Burschen um Ratenzahlung.

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