Angeklagter überwies Geld nach Paraguay - Prozess geht erst 2017 weiter.
Ein Steirer hat seinem Bruder, der unerlaubter Weise mit seinen Kindern nach Paraguay ausgewandert war, Geld überwiesen. Das brachte ihn vor Gericht, wo er sich am Freitag wegen Beitrag zur Kindesentziehung verantworten musste. Er fühlte sich nicht schuldig, der Prozess wurde vertagt. Die entführte Tochter soll als Zeugin befragt werden.
Der Fall hatte 2004 für einige Aufregung gesorgt: Ein Steirer und seine beiden Kinder im Alter von vier und acht Jahren waren plötzlich verschwunden. Die Mutter verständigte die Polizei, die längste Zeit war nicht klar, ob die drei noch am Leben waren. Wie sich später herausstellte, hat die Familie des Mannes offenbar schon kurz nach dem Verschwinden gewusst, dass sich der Mann nach Paraguay abgesetzt hatte. Sein Bruder überwies ihm regelmäßig Geld, daher wurde er als Beitragstäter zur Kindesentziehung angeklagt.
Konto immer wieder befüllt
"Wir urteilen hier nicht über das Verhalten des Bruders", stellte Richter Andreas Rom gleich zu Beginn der Verhandlung klar. Der Beschuldigte beteuerte, er habe mit dem Verschwinden seines Bruders "nicht das Geringste" zu tun gehabt. Das Konto habe er nur mit dessen Geld immer wieder befüllt, weil "er mein Bruder war, ich hatte Angst, dass er sich sonst etwas antut". Seiner Schwägerin sagte er nichts von seinem Kontakt, die Frau musste weiter um ihre Kinder zittern.
2013 starb der Bruder bei einem Verkehrsunfall, und so kam der ganze Sachverhalt ans Licht. Der Beschuldigte gab an, er habe vom Vorwurf der Kindesentziehung nichts gewusst. "Was haben Sie geglaubt, warum ihn die Polizei sucht?", fragte Staatsanwalt Arnulf Rumpold. "Weil er weg war", so die trockene Antwort. Die Kinder - mittlerweile ist das Mädchen 20 und der Bub 16 Jahre alt - wollten nach dem Tod des Vaters nicht mehr nach Österreich zurück. Kontakt habe es in all den Jahren zu den Kindern keinen gegeben, beteuerte der Steirer vor Gericht.
Doch das möchte der Richter überprüfen, und dazu soll die Tochter befragt werden. Daher wird ein Amtshilfeersuchen an die Behörden in Paraguay gerichtet werden. Der Prozess wird "eher in der warmen Jahreszeit" fortgesetzt, bereitete sich der Richter schon jetzt auf eine längere Unterbrechung vor.