900 Anflüge pro Minute: Zuletzt war die Belästigung durch Gelsen 1997 so stark. Die schweren Regenfälle könnten die Situation weiter anheizen.
Die Gelsen-Invasion ist mancherorts so schlimm wie nach dem Jahrhunderthochwasser an der March im Jahr 1997. Das belegen auf sogenannten Anflugszählungen beruhende Vergleiche des Gelsenforschers Bernhard Seidel. So zählte der Experte etwa im Auwald von Schwadorf (NÖ) am 8. Mai bis zu 800 Anflüge bzw. Belästigungen pro Minute. In den Leitha-Auen bei Bruck/Leitha waren es am gleichen Tag sogar bis zu 900 Anflüge.
Nach den Überschwemmungen von 1997 zählte Seidel etwa am 24. August in Rabensburg (NÖ) 1.500 Anflüge pro Minute.
Bevorstehende Gewitter lassen Gelsen aufleben
Was bisher
massenhaft in Österreich an Gelsen unterwegs war, waren hauptsächlich
sogenannte Überschwemmungsgelsen. Diese brauchen - nomen est omen - etwa
durch Hochwässer oder Niederschläge verursachte Tümpel, in denen die Larven
heranwachsen. Auch wenn das Schlimmste nun überstanden scheint, könnte
schwere Gewitter und Regenfälle die Situation regional wieder anheizen.
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So wird Invasion berechnet
Mangels standardisierter Methoden
beruhen Seidels Zahlen auf Schätzungen, die er während Sammelaktionen
anstellt. Die Summe von einerseits gefangenen und gleichzeitig vertriebenen
Stechmücken ergibt die Belästigungen bzw. Anflüge pro Person und Minute.
Genauere Daten zu erheben ist laut dem Experten kaum möglich und sinnvoll,
da es auch lokal starke Unterschiede gibt, etwa ob man sich gerade neben
einem besonders Gelsen-trächtigen Gebüsch befindet oder nicht. "Werden
die Schätzungen immer von der gleichen Person und auf gleiche Art und Weise
durchgeführt, so sind doch Vergleiche möglich", sagte Seidel.
Gelsen fliegen bis auf 1.500 Metern
Vor Stechmücken-Invasionen
gefeit sind meist nur alpine Regionen über 800 bis 1.000 Metern Meereshöhe.
Bei anhaltend warmer Witterung geht es aber auch einmal höher, im Extremfall
bis zu 1.500 Meter, so Seidel.
Bekämpfung schwierig
Sinnvoll bekämpfen lässt sich eine
Gelsenplage nur lokal, und solange die Tiere noch als Larven im Wasser
leben, ist Seidel überzeugt. Der Zoologe setzt dazu auf einen Wirkstoff des
Bacillus thuringiensis israelensis (BTI). Dieser zerstört den Darm der
Larven. Durch den Einsatz lasse sich die Invasion erheblich reduzieren, so
zählte Seidel nach entsprechenden Behandlungen auch in stark betroffenen
Gebieten deutlich weniger Anflüge.
Die als fertige Mücken überwinternden Hausgelsen vermehren sich langsam aber sicher. Im Gegensatz zu den Überschwemmungsgelsen kann man sich vor den Hausgelsen selbst schützen, indem man im Umfeld von Haus und Garten kleine und kleinste Wasseransammlungen - von der mit Wasser gefüllten Reifenspur bis zur Regentonne - vermeidet.