Prozess

Vater nimmt Muttermörderin in Schutz

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Die getötete Frau war unzufrieden und nahm ihre Tochter als "Blitzableiter"

Mit Spannung wurde die Aussage des Vaters der 15-Jährigen erwartet, der im Zeugenstand das Familienleben als zusehenden Verdüsterungsprozess schilderte. Dass es dazu kam, führte der 44-jährige Schlosser primär auf seine ums Leben gebrachte Ehefrau zurück: "Meine Frau war unglücklich und unzufrieden mit ihrem Leben. Sie brauchte einen Blitzableiter." Dieser sei "leider Gottes" seine pubertierende Tochter gewesen.

Ehefrau veränderte sich
"Zehn Jahre lang haben wir eine sehr gute Ehe geführt. Das Familienleben war intakt. Die Kinder waren gesund. Es war alles bestens. Wir waren eine normale, glückliche Familie", legte der Vater dar. Dann habe sich Svetlana - wie er ursprünglich aus Tschechien stammend - verändert: "Es war ganz einfach nicht mehr so wie früher. Ich persönlich glaube, dass sie einfach unglücklich war." Während er zur Arbeit ging, habe sich seine Frau nicht selbst verwirklichen können. Ihre schlechten Deutschkenntnisse dürften dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.

Dass sich ihre Funktion auf das Erledigen der Hausarbeiten beschränkte, habe dazu geführt, "dass sie geglaubt hat, nur sie kann das richtig machen. Hat man ihr geholfen und zum Beispiel Staub gesaugt, ist sie fünf Minuten später mit dem Staubtuch gekommen."

Frust an Tochter ausgelassen
Wohl deshalb habe seine Tochter im Haushalt nicht mitgeholfen, vermutete der 44-Jährige. Seine Frau habe ihren Frust auf das Mädchen abgeladen, gab er zu verstehen: "Meine Frau hat sehr oft gesagt, dass sie die Angelika hasst." Es sei auch in seiner Gegenwart öfters zu Tätlichkeiten gekommen, wobei diese ausschließlich von seiner Frau ausgingen, behauptete der Witwer: "Ich hab' es geschlichtet. Es ist mir fast immer gelungen." Es sei aber "kein permanenter Hass" dagewesen: "Es war nicht permanent alles schlecht. Es waren Wutausbrüche und die Unzufriedenheit meiner Gattin."

Schließlich habe sich Svetlana D. immer wieder für ein paar Wochen nach Tschechien begeben und dort bei ihrer Mutter gelebt: "Meine Frau war irgendwie zerrissen. Sie wusste nicht, ob sie nach Tschechien oder hierher gehört." In ihrer Abwesenheit glätteten sich offenbar die Wogen: "Diese Tage waren sehr ruhig. Ohne Streit, ohne Gehässigkeiten."

"Täterin und Opfer"
Für Verteidiger Ernst Schillhammer war klar, "dass die Angeklagte gleichzeitig Täterin und Opfer ist". Die 15-Jährige bereue das Geschehene und vermisse die Mutter. Der Anwalt plädierte auf Totschlag, das Mädchen habe "keinen anderen Ausweg mehr gesehen". Den letzten Streit, der dazu führte, dass das Kind zum Messer griff, sah Schillhammer als den "Funken, dass der Kochtopf explodiert ist".

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