Alte Garnituren:

Verärgerte ÖBB-Passagiere auf Südstrecke

16.12.2023

Die  "Wagen-Rochade", die wegen höherer Gewalt notwendig geworden war, bringt offenbar größere Einbußen im Fahr-Komfort als geplant.

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© APA/GEORG HOCHMUTH
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Bei den ÖBB kommt es auf der Südstrecke über die Steiermark nach Kärnten und teils weiter bis Osttirol zumindest partiell zu größeren Fahrkomfort-Einbußen, als von der Bahn ursprünglich angedeutet. Dort werden derzeit ältere Wagen eingesetzt, weil Railjets beim letzten Wintereinbruch beschädigt wurden. Jetzt geht es zum Teil aber nicht einmal mit älteren Reisezug- sondern laut ORF in S-Bahngarnituren mit viel weniger Sitzplätzen, ohne Verpflegung und nur einem Klo nach Süden.

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Das ging am Samstag aus einem Bericht der "Zeit im Bild 13:00" hervor. Seit 10. Dezember und bis Mitte Jänner herrscht die Änderung, die die ÖBB auch im Voraus bekannt gemacht hatten. Es hatte geheißen, dass Verstärkerzüge ("D-Züge") von der Weststrecke abgezogen werden, um auf der Südstrecke Railjets zu ersetzen. Daher fallen Richtung Westen täglich drei bis vier Zugpaare aus.

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"Die aktuellen Einschränkungen auf der Südstrecke sind immer noch die Nachwirkungen des Schneechaos von Anfang Dezember", hieß es von ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder am Samstag gegenüber der APA. Vier beschädigte Railjets hätten seitdem durch Reisezugwagen ersetzt werden müssen. Zusätzlich musste ein Railjet am Freitag zu einer dringenden Überprüfung. "Deswegen wurden im Ausnahmefall Regionalzuggarnituren eingesetzt. Es gab für alle Reisenden ausreichend Sitzplätze, leider haben diese Garnitur aber keine Erste Klasse. Selbstverständlich bekommen Kunden mit einem Erste-Klasse-Ticket die Differenz erstattet", so Rieder.

Auf der Südstrecke werde es annähernd gleich viele Sitzplätze in ÖBB-Reisezugwagen geben, sagte ein Bahnsprecher vor der vorübergehenden und aufgrund höherer Gewalt notwendig gewordenen Umstellung zur APA. Jedenfalls werde es kleine Verpflegung mit Trolley geben. "Was ganz wichtig ist, wir versuchen alles, was wir an Wagenmaterial haben, einzusetzen. Das machen wir auch, aber auch da sind unsere Wagenreserven begrenzt. Diesmal fehlen uns durch die Unwetterschäden leider vier Garnituren, das merken wir gerade im Weihnachtsverkehr", sagte ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder am Samstag gegenüber orf.at.

Keine Beleuchtung, defekte WCs und Verspätungen

Denn im "ZiB"-Bericht war von teilweise ausgefallenen Heizungen, stehenden Reisenden, einzelnen Waggons ohne Innenbeleuchtung, nicht ausgeleerten Mistkübeln, teilweise defekten WCs und Verspätungen die Rede. "So schlecht wie es jetzt war, war es noch nie. Das ist ein Skandal. Toilette gibt es überhaupt nur eine im Zug", beklagte eine betroffene Reisende. "Der Platz war nicht reserviert, die Mistkübel sind nicht ausgeleert. Es gibt nichts zum Trinken", sagte der nächste Passagier. "Furchtbar. Kalt. Kein Railjet wie gebucht", so eine weitere Zugfahrerin. Bis Mitte Jänner - also just über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel - bleibe alles wie es ist, hieß es im ORF.

Mit einer baldigen Besserung könne jedenfalls nicht gerechnet werden. "Also was ganz klar ist, es gibt zu Weihnachten viele Fahrgäste, da sind wir auch normalerweise gut aufgestellt. Dieses Jahr wird es etwas enger werden, aber wir haben trotzdem ausreichend Kapazität für die Feiertage Richtung Kärnten", so Rieder. 

Beeinträchtigungen bis Mitte Jänner

Vier Railjets waren Anfang Dezember beim Wintereinbruch durch Oberleitungsschäden und umgestürzte Bäumen beschädigt worden. Sie sollen "spätestens Mitte Jänner" nach nötigen Überprüfungen wieder für den Fahrgastverkehr bereitgestellt werden. Dann können die Railjets auf der Südstrecke wieder eingesetzt und das dort inzwischen eingesetzte ältere Wagenmaterial auch wieder für Verstärkerzüge auf der Weststrecke verwendet werden, hieß es ursprünglich. Zu Ausfällen werde es auf der Strecke von Wien über Klagenfurt, Villach und zum Teil auch weiter nach Spittal am Millstätter See weiter und Lienz in Osttirol wegen der Wagenrochaden nicht kommen.

 

Reservierungen bleiben aufrecht

"Alle Reservierungen, die über das ÖBB Kundinnen- und Kunden-Konto gebucht wurden, bleiben trotz Änderung des Wagenmaterials bestehen", teilten die ÖBB bei der Bekanntgabe der Maßnahme mit. "Die Änderungen werden den Kundinnen und Kunden mittels Mailing direkt mitgeteilt. Wir entschuldigen uns für die wetterbedingten Unannehmlichkeiten und planen die Wiederaufnahme der Planverkehre ab Mitte Jänner 2024." Am Samstag wurden die ursprünglichen Aussagen wieder relativiert, denn nicht alle Reisenden mit Reservierungen erhalten in den kommenden Wochen fixe Sitzplätze: "Das ist leider auch so, dass wir nur bestimmte Züge reservieren können, manche Züge sind leider technisch nicht reservierbar wegen der anderen Garnitur", so ÖBB-Sprecher Rieder. 

Unter anderem habe der schwere und nasse Schnee am 1. und 2. Dezember dazu geführt, dass Bäume in den Gleisbereich fielen. Dadurch kam es auch zu Rissen in der Oberleitung und Züge wurden beschädigt. Vor einem neuerlichen Einsatz für Fahrgäste müssen die Züge laut ÖBB sorgfältig überprüft und danach repariert werden.

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