ÖSTERREICH-Report aus Stiwoll
Versteckt sich der Killer doch in Silbermine?
12.11.2017Tag 15 auf der Jagd nach dem Doppelmörder aus Stiwoll. Lokalaugenschein im Erzstollen.
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Friedrich F. (66) ist seit zwei Wochen wie vom Erdboden verschluckt. Seine Heimatgemeinde Stiwoll noch immer im Ausnahmezustand. Ein Hubschrauber kreist über Gehöften, den Dorfplatz sichern Polizisten. Zumindest die Frühmesse konnte am Sonntag ohne Bewachung/Polizeischutz gelesen werden.
Die Angst aber bleibt. Friedrich F., der vom Obergeschoss seines Hauses mit einem Kleinkalibergewehr auf seine Nachbarn geschossen und Adelheid H. (55) und Gerhard E. (64) getötet hat, ist weiter auf der Flucht.
Friedrich F. tauchte nach dem Amoklauf unter. Für den mutmaßlichen Doppelmörder gilt die Unschuldsvermutung. Er hat keinen Pass, kein Auto, kein Geld. Alle glauben, dass er sich irgendwo in der Gegend um den 700-Seelen-Ort verkrochen hat. Davon ist auch Kriminalpsychologe Werner Schlojer überzeugt: „Seine Bewegungsfreiheit ist massiv eingeschränkt“.
Fahndung
Hundertschaften der Polizei haben die Wälder um den Ort abgesucht. Keine Spur. Aber: Gerüchte, wonach er sich in der alten Silbermine am Raudnerkogel versteckt haben könnte, reißen nicht ab. oe24.TV-Reporterin Denise Aichlburg war dort.
Tunnelsystem
Die Erzmine liegt drei Kilometer außerhalb der Ortschaft. Sie hat mehrere Eingänge, nur fünf sind bekannt. Das Gelände ist schroff und schwer zugänglich – unzählige Versteckmöglichkeiten. Zwar hat die Polizei die engen, morschen Stollen schon mehrfach durchsucht.
Aber: Die Stollen sind kilometerlang, eng verschachtelt. Teilweise so verwinkelt eng, dass man nur durchkriechen kann. An der tiefsten Stelle ist ein unterirdischer See, Luftschächte sorgen für Sauerstoff. Außerdem: In der Mine hat es konstant 14 Grad, draußen liegen die Temperaturen bereits um den Gefrierpunkt.
Kein Selbstmord
Alfred Zwangzer kennt Friedrich F. seit einer Ewigkeit. Oft seien sie in der Kindheit im Wald und beim Stollen unterwegs gewesen“, erzählt er.
Zwanzger ist auch überzeugt, dass F. sich nicht umgebracht hat: „Er wird doch nicht seine Familie und seine Enkelkinder aufgeben“, sagt er.
Dutzende Stollen und im Waldgebiet 50 Jagdhütten
Doch nicht nur das Stollensystem wäre ein perfektes Versteck, meint Zwanzger: „Es gibt allein 50 Jagd- und Almhütten hier in der Gegend, die sind zwar zum Teil schon durchsucht worden, aber es kann leicht sein, dass er dort irgendwo Unterschlupf gefunden hat“, glaubt er.
Die Suche geht somit weiter. Ein Krisen-Interventionsteam klärte indes die Bewohner von Stiwoll darüber auf, was die nächsten Schritte der Polizei sind. Auch die Gefahrenlage für die Bevölkerung sei analysiert worden. Für Profiler Werner Schlojer geht von F. wohl keine Gefahr mehr aus: „Er ist nicht auf der Jagd, er ist auf der Flucht“. Der 66-Jährige fühle sich „als Opfer“.