Wien

VIDEO: Juwelenräuber in Action gefilmt

14.12.2012

Zeugen entrissen Räuber am Stephansplatz einen Teil der Beute.

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© APA/ Pfarrhofer
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Szenen wie in einem Action-Film spielten sich am Freitag um exakt 11.06 Uhr beim Stephansdom ab. Drei vermummte Pink-Panther-Gangster stürmten mit fetter Beute aus dem Edel-Juwelier Ellert vis-à-vis vom Eingang des Stephansdoms. Touristen und einheimische Adventbummler trauten ihren Augen nicht, die Gangster flüchteten durch die Masse, stießen die erschrockenen Zeugen brutal zur Seite. Einer zückte sein Handy und filmte die irren Szenen.

Mutiger Zeuge nahm die Verfolgung auf
Dann kam der große Auftritt von Filippo I. (Name v. d. Redaktion geändert). Der 26-Jährige fackelte nicht lange, nahm mit einem anderen Passanten die Verfolgung von zwei Gangstern auf. „Sie sind in die U-Bahn hinuntergestürmt und wir sofort nach“, so der couragierte Student zu ÖSTERREICH. „Nach wenigen Metern bekam ich einen zu fassen, habe ihn gepackt und wollte ihm die Beute entreißen.“

Und wirklich, der Gangster gab in der Hektik der Flucht nach, ließ die Sporttasche mit den sündteuren Uhren fallen und rannte weiter. „Es ging alles so schnell“, sagte der Held des Tages: „Ich schnaufte kurz durch und brachte die Tasche zum Juwelier zurück.“ Dort war die Polizei mit Blaulicht bereits eingetroffen, die Angestellten blieben unverletzt, der Schock stand ihnen aber allen ins Gesicht geschrieben. Das Trio war nämlich in das Geschäft gestürmt, einer zertrümmerte mit einer Axt die Vitrinen, der Zweite hielt die Angestellten mit einer Waffe in Schach und der Dritte stopfte Uhren in die Sporttasche. Die Gangster sind noch auf der Flucht. Dieser Freitag wird ohnehin in die Wiener Kriminalgeschichte eingehen.

Held: "Ich entriss ihnen die Beute"

ÖSTERREICH: Sie sind der Held des Tages, haben einen Pink-Panther-Räuber überwältigt. Wie ist das abgelaufen?
Filippo I.: Ich stand direkt vor dem Stephansdom und bemerkte den Überfall.

ÖSTERREICH: Was war dann?
Filippo I.: Da stürmten die Gangster schon aus dem Geschäft. Ich alarmierte mit dem Handy sofort die Polizei und rannte gleichzeitig hinterher. Mit mir verfolgte noch ein anderer Passant die Räuber die Stufen hinunter in Richtung U-Bahn-Station Stephansplatz.

ÖSTERREICH: Bekamen Sie einen der Gangster zu fassen?
Filippo I.: Ja, kurz vor dem Abgang zur U 3 packte ich einen an der Jacke und wollte ihn niederreißen. Aber er schlüpfte aus der Jacke und rannte einfach davon.

ÖSTERREICH: Und wo blieb die Tasche mit dem Diebesgut?
Filippo I.: Sie fiel dem Täter bei der Flucht auf den Boden.

ÖSTERREICH: Was ist danach passiert?
Filippo I.: Die Gangster dürften in die U-Bahn gestiegen sein, und ich stand da mit der Sporttasche in der Hand. Gemeinsam mit dem anderen Passanten brachte ich die vollgestopfte Tasche dem Juwelier zurück.

ÖSTERREICH: Hand aufs Herz – hatten Sie überhaupt keine Angst? Juwelen-Räuber sind mitunter als brutale Gangster bekannt.
Filippo I.: Ich hatte keine Zeit, großartig darüber nachzudenken und wollte nur helfen. Erst im Nachhinein erfuhr ich von der Polizei, dass die Räuber bewaffnet waren. Jetzt ist mir schon mulmig.

Heuer schon der 25. Coup auf Juwelier in Wien
Fünf Coups in dieser Woche, drei Juwelen-Raube in nur zwei Stunden – so etwas gab es noch nie. Den Auftakt machten um 10.58 Uhr zwei Gangster-Pärchen in der Alserbachstraße 5 in Wien-Alsergrund. Um 11.06 Uhr stürmten die drei Gangster (offenbar Mitglieder der berüchtigten Pink-Panther-Bande) den Uhren-Händler. Um 13 Uhr Alarm in Wien-Brigittenau: Ein Gangster räumte im Alleingang die Vitrinen eines Preziosenhändlers leer und flüchtete. Es war der 25. Juwelen-Coup in Wien in diesem Jahr.



Schmuck weg - Juwelier im Spital
Zwei Frauen und zwei Männer kamen um 10.58 Uhr in ein Uhren- und Juwelengeschäft in der Alserbachstraße 5. Die Pärchen-Bande, die gerne auf betuchte Russen macht und als flinke Trickdiebe etwa in Bischofshofen (Salzburg) oder in Gloggnitz in der Buckeligen Welt in NÖ zugeschlagen hat, dürfte den Chef und die Angestellten so lange belagert, ausgefragt und ablenkt haben, bis sie mit mehreren Handvoll Uhren das Weite suchte.

Wie ÖSTERREICH vor Ort erfuhr, musste der Geschäftsführer, der bereits fünf Mal Opfer von Räubern oder Trickdieben geworden ist, mit einem Zuckerschock und Bluthochdruck ins Wilhelminenspital eingeliefert werden. Während der Mann behandelt wurde, musste seine Frau in den Laden und als Erstes eine Inventur des Schadens machen. Die Täter entkamen unerkannt.

Täter räumte die Vitrine leer

Es war ebenfalls am Freitag kurz nach 13 Uhr in der Klosterneuburger Straße 38: Ein mit Wollhaube und dickem Schal „verpackter“ Mann kam in den kleine Uhren- und Juwelenladen Holzhammer, beutelte sich, als ob ihm kalt wäre. Als Nächstes fing der Mützen-Mann seelenruhig an, durch einen Vorhang im Geschäft vor den Augen der Angestellten in die Schaufenster-Vitrine zu greifen.

Die ersten Beutestücke in den Händen, schrie ihn das Personal an: „Was tun Sie da?“

Der vermummte Räuber reagierte eiskalt: „Alle auf den Boden legen und ruhig verhalten.“ Die verängstigten Angestellten taten wie geheißen und der Ganove langte weiter ungeniert zu und machte sich mit der Beute aus dem Staub. Die Höhe des Schadens ist derzeit nicht bekannt. Verletzt wurde bei dem dritten Coup an einem Tag niemand.

(lam, abs, kuc, kor)
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