Prioritäten werden nun gesetzt: Entscheidend ist die Bereitstellung der entsprechenden Viren durch die WHO oder andere offizielle Stellen - als "Saatviren" für die Vakzin-Produktion.
Hartmut Ehrlich von Baxter: "Wir haben schon am vergangenen Samstag alle WHO-(Influenza-)Referenzzentren kontaktiert. Die Viren gibt es derzeit nur bei den US-Zentren für Krankheitskontrolle (CDC) in Atlanta und in einem Zentrum in Winnipeg in Kanada. CDC hat angedeutet, dass man dabei ist, das Schweinegrippe-Virus zu züchten. Wir könnten es eventuell in sieben bis zehn Tagen haben."
Mindestens zwölf Wochen
Dann hängt alles davon ab, ob die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) sozusagen auf "Pandemie-Alarm" schaltet
oder nicht. Barrett: "In diesem Fall würden wir möglichst bald produzieren."
Je nach Virusausbeute und auch je nach den auftretenden Schwierigkeiten muss
mit mindestens zwölf Wochen bis zu den ersten Dosen einer Vakzine aus der
Produktion gerechnet werden.
Für Notfall gerüstet
Der Impfstoffentwickler: "Aber
selbst für die theoretische, und ich betone theoretische, Erwartung einer
Pandemie (wenn das derzeit nur ein Modellfall für den Ernstfall wäre, Anm.)
würden wir diese Übung mit der Entwicklung einer experimentellen Vakzine auf
der Basis dieses H1N1-Virus machen."
Produktion in Tschechien
An sich könnte die Produktion in Bohumil
in Tschechien sofort auf diese Vakzine umgestellt werden. Doch man ist
vorsichtig, nicht andere wichtige Ziele zu gefährden. Barrett: "Wir
produzieren ja dort derzeit die saisonalen ("normalen") Influenza-Impfstoffe
für das kommende Jahr.
An der saisonalen Influenza sterben pro Jahr sehr viele Menschen, weil sie nicht geimpft sind oder keinen Impfstoff bekommen." In Österreich sind das pro Jahr 2.000 bis 4.000 Grippetote wegen nicht erfolgter Impfungen. Die jährlichen Durchimpfungsraten liegen derzeit bei etwas über zehn Prozent.
16 Mio. Dosen
So dürfte man die Produktion erst wirklich
umstellen, wenn sich die Situation zu einer großen Krise auswächst und die
WHO dies fordert. Die Kapazität bei einem Pandemie-Impfstoff auf Basis der
Vogelgrippe-Viren H5N1: etwa 1,5 - 2 Millionen Dosen pro Woche. Es ist noch
nicht möglich zu sagen, wie hoch die Kapazität für einen H1N1 Impfstoff
wäre.
Österreich hat mindestens 16 Millionen Dosen eines eventuellen Pandemie-Impfstoffes bei Baxter vorbestellt. Dieses Material wird nur hergestellt und ausgeliefert, wenn die WHO eine Pandemie ausruft.