Mohamed H.

Vom Bio-Händler zum IS-Killer

06.07.2017

Nachbarn zeigten ihn mehrmals an. Zuletzt soll er sich massiv radikalisiert haben.

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© mediabox.at/Schwarzl
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Hätte der Doppelmord an einem Linzer Pensionisten-Ehepaar verhindert werden können? Der erste IS-Mord in Österreich sorgt für große Aufregung – auch politisch. Die FPÖ warf den Behörden vor, seit Langem von der Radikalisierung des mutmaßlichen Täters Mohamed H. (54) gewusst zu haben. Hinweise seien ignoriert worden (rechts).

So radikalisierte sich der Doppelmörder Mohamed H.

Amtsbekannt. So soll Mohamed H. seit Jahren als IS-Sympathisant polizeilich bekannt gewesen sein. Nachbarn hätten immer wieder Hinweise gegeben. Er soll sogar in Libyen wegen radikalem Islamismus eingesperrt gewesen sein.

Vollbart. Auffällig sei auch die optische Wandlung des Tunesiers gewesen. „Der Bart wurde immer länger“, so Nachbarn laut FPÖ. Die letzten Jahre trat Mohamed H. ­allerdings rasiert auf, möglicherweise auch, um seine Gesinnung zu verschleiern.

Selbst radikalisiert. Vor allem in den letzten Monaten soll sich Mohamed H. immer mehr dem IS-Gedankengut zugewandt haben. Das bestätigt auch Oberösterreichs Polizeichef Andreas Pilsl: „Er war ein IS-Sympathisant.“ Aktuell werden seine Computerdaten ausgewertet.

FPÖ-Hass. Der Tunesier kam 1989 nach Österreich. Als religiöser Muslim fühlte er sich schlecht behandelt. Dafür verantwortlich machte er die FPÖ. Er tötete zwei Katzen eines Nachbarn, den er für einen Funktionär hielt, wanderte dafür 30 Stunden in den Knast.

2014 ging er zurück nach Tunesien, wollte als Tischler Karriere machen. Der Plan scheiterte. Mohamed H. kehrte nach Linz zurück. Zuletzt arbeitete er im Bio-Laden seiner Lebensgefährtin. Seine späteren Opfer waren Stammgäste. Ihr Sohn war Beamter und Berater von OÖ-FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner. H. unterstellte ihnen eine Nähe zur FPÖ – ihr Todesurteil?

 

OÖ-Polizeidirektor Pilsl massiv unter Beschuss

Die oberösterreichische FPÖ wirft den Behörden „massives Versagen“ im Fall Mohamed H. vor. Es sei eine „Bankrotterklärung“, Polizeidirektor Andreas Pilsl rücktrittsreif, so der stv. Landeshauptmann Manfred Haimbuchner.

Hinweise auf IS sollen 
ignoriert worden sein

Vorwürfe. Jahrelang habe man Hinweise auf Mohamed H.s Radikalisierung ignoriert, so die FPÖ. Nachbarn hätten Mohamed H. mehrmals bei der Polizei als verdächtig gemeldet. FPÖ-Chef HC Strache sprach zudem von angeblich vereitelten Anschlagsplänen des IS auf ihn selbst.

Andreas Pilsl äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. In Polizeikreisen dementiert man jegliche Vertuschungsversuche. Mohamed H. sei auch kein klassischer IS-Fanatiker, sondern habe vielmehr eine massive psychische Störung gehabt, die aktuell untersucht wird.

Der oberösterreichische Landtag hat am Donnerstag eine Erklärung gegen Gewalt verabschiedet. Landeshauptmann Stelzer: „Die Tat wird unsere demokratischen Grundsätze nicht erschüttern.“

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