Brand-Katastrophe

Schock nach Todes-Feuer in Egg

10.02.2008

Das Inferno ließ Opfern und Rettern keine Chance – elf Menschen waren nach wenigen Minuten tot. Brandherd war ein Abfalleimer.

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© Dietmar Mathis/Getty Images
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Eine Todesfalle aus Flammen und Rauch. Freitagabend bahnte sich im Vinzenzheim in Egg eine beispiellose Katastrophe an: Um 18.41 Uhr züngeln, wie ÖSTERREICH berichtete, plötzlich Flammen aus einem Fenster im hinteren Teil des ersten Stocks, nahe der hauseigenen Kapelle. Die Brandmelder im Gebäude schrillten auf, Augenzeugen auf der Straße schlugen zeitgleich Alarm. Laut Einsatzprotokoll der Feuerwehr waren die ersten Löschtrupps bereits um 18.48 Uhr vor Ort, im Minutentakt trafen Rot-Kreuz-Einheiten und Notärzte ein. Zu diesem Zeitpunkt standen schon die drei Geschoße im Vollbrand. „Die Flammen und der Rauch haben sich explosionsartig ausgebreitet. Einige der alten Leute konnten nicht mehr flüchten, in fünf Minuten waren sie alle tot“, weinte ein verzweifelter Feuerwehrmann nach dem grauenhaften Einsatz.

Höchste Alarmstufe
Um 19.28 Uhr wird das Ausmaß der Katastrophe langsam klar. Die höchste Alarmstufe „K4“ wird ausgerufen. Seelsorger und Kriseninterventionsteam rücken an, für die Feuerwehren werden in rasendem Tempo Sauerstoffflaschen herbeigeschafft – ohne Maske und Atemluft geraten die Helfer bei ihrem Kampf gegen das Inferno in Lebensgefahr. Schwarzer, beißender Rauch zieht durch das gesamte Gebäude, aus dem die Retter die 23 Heimbewohner teilweise mit Leitern ins Freie heben. Feuerwehrmann Christoph Felder zerrt zwei Pensionisten im letzten Moment aus der Flammenhölle: „Ich habe nicht lange überlegt und gehandelt, leider konnte ich nicht mehr Opfer retten.“

Atemschutz
Im Vinzenzheim ist es inzwischen durch den Rauch stockdunkel, die Einsatzkräfte müssen sich Meter für Meter durch Hitze und Qualm vorantasten. Mit Hilfe ihres schweren Atemschutzes schaffen sie es, etliche Räume zu durchsuchen. Auf der Straße vor dem brennenden Haus stockt den Menschen der Atem. Eine Anrainerin: „Wie am Fließband haben sie die Leichen herausgeholt. Diesen Anblick werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“ Um 21 Uhr steht fest: Es ist der folgenschwerste Hausbrand in Österreich seit 20 Jahren.

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Brandherd: Abfalleimer
Wenige Stunden nach dem Inferno, am Samstagvormittag, nahmen Brandermittler die Suche nach dem Auslöser für die Katastrophe auf.

Drei Vorarlberger Spezialisten des Landeskriminalamtes durchkämmten gemeinsam mit drei Kollegen aus Wien die Brandruine. „Es gibt keine Hinweise auf eine Einwirkung von außen“, zog Sicherheitsdirektor Elmar Marent eine erste Bilanz.

Verschmort
Das Hauptaugenmerk der Ermittler liegt nun auf der starken Rauchentwicklung, die allen Opfern das Leben gekostet und die Rettungsmaßnahmen massiv behindert hat. Es soll festgestellt werden, ob eventuell schmorende Kunststoffverkleidungen, Teppiche oder gelagerte Chemikalien die tödlichen Schwaden erzeugt haben. Kurt Gisel­brecht von der Brandverhütungsstelle nach einem Lokalaugenschein: „Die geöffneten Türen im Haus haben einen regelrechten Durchzug des Rauchs entstehen lassen und daher die Retter in der Sicht behindert.“ Außerdem wären zu wenige Brandmelder angebracht gewesen. Giselbrecht: „Altenheime gelten nach brandschutztechnischen Bestimmungen als Risikoobjekte.“

Gegen 17 Uhr kamen die Brandermittler dem Rätsel näher: Bei einer Pressekonferenz wurde bekannt, dass der Brandherd in einem Gang zwischen der Kapelle und den Toilettenanlagen im ersten Stock befindet – dort fing ein Kübel für Kleidung und Abfall Feuer. (mah)

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