Vorarlberg wird ab dem kommenden Schuljahr 2008/09 ein selbst entwickeltes Schulmodell umsetzen.
Im Mittelpunkt steht im Rahmen einer vertieften Kooperation zwischen Gymnasien und Hauptschulen das Angebot einer zweiten lebenden Fremdsprache sowie einer weitergehenden Vermittlung von naturwissenschaftlich-technischen Inhalten für AHS-reife Hauptschüler. Bereits mehr als 20 der 55 Vorarlberger Hauptschulen aus allen Bezirken und Regionen hätten sich grundsätzlich bereit erklärt, bei diesem Modell mitzugehen, erklärte am Montag Schullandesrat Siegi Stemer (V).
Speziell abgestimmte Förderkonzepte
Das Modell sieht unter
anderem vor, dass in der dritten Klasse Hauptschule eine zweite lebende
Fremdsprache - voraussichtlich Französisch - angeboten wird. Zusätzlich
werden an den einzelnen Standorten speziell auf die Kinder abgestimmte
Förderkonzepte erarbeitet und reformpädagogische Lernkonzepte umgesetzt. So
könnte Unterricht etwa von mehreren Lehrpersonen und fächerübergreifend
gestaltet werden. "Wir setzen einen breiten Schulentwicklungsprozess in
Gang", sagte Stemer. Die Zustimmung zur Weiterentwicklung sei bei allen
Vorarlberger Hauptschulen vorhanden.
Kooperation mit Gymnasien
Vorgesehen ist dabei auch eine
vertiefte Kooperation zwischen Gymnasien und den Modellschulen. So werden
zum Teil - etwa bei der zweiten Fremdsprache - Gymnasiallehrer den
Unterricht übernehmen. "Aber auch im Bereich Naturwissenschaften kann sich
einiges ergeben", sagte Guntram Zoppel als einer der
Projektverantwortlichen. Dass es derzeit noch Berührungsängste zwischen
Gymnasial- und Hauptschullehrern gebe, verhehlte Zoppel nicht. Das solle
sich eben ändern. Damit auch die Hauptschullehrer über die notwendige
Qualifikation in der zweiten Fremdsprache verfügen, wird ab kommendem Herbst
an der Pädagogischen Hochschule in Feldkirch ein auf vier Semester
ausgerichteter Kurs angeboten, der berufsbegleitend absolviert werden kann.
Vorteil Chancengleichheit
Als Vorteile der "Vorarlberger
Mittelschule" nannte Stemer als Erstes die Chancengleichheit, die das Modell
beinhalte. "Die Ausbildung berechtigt Kinder zum Übertritt in die Oberstufe
einer Gymnasium-Langform", betonte Stemer. Natürlich stehe auch ein Wechsel
in ein Oberstufenrealgymnasium oder in eine Berufsbildende Höhere Schule
offen, so der Landesrat.
Weniger Notendruck in der VHS
Weiters unterstrich Stemer, dass
bei diesem Modell die Entscheidung über den Bildungsweg in der Oberstufe
erst nach der Unterstufe und nicht wie bisher nach der Volksschule getroffen
werden müsse. "Es gibt auch viel weniger Notendruck in der Volksschule, weil
AHS-Reife nicht gleich 'lauter Einser' erfordert", sagte Stemer.
Zur Finanzierung des Modells führte der Landesrat aus, dass das Modell auch von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) gut geheißen werde und mit ihr abgesprochen sei. Auch aus dem Landesbudget würden weitere Ressourcen fließen. Die Lehrer-Personalvertreter äußerten sich positiv zu dem präsentierten Modell.