777 Tonnen Stahl
Zug-Unfall: Bremsdefekt als Ursache
18.06.2010
Bis Dienstag müssen Nachtzüge weiter über München fahren.
Braz. Die Entgleisung des Pkw-Transportzugs in Braz bei Bludenz dürfte auf eine abgerissene Bremsleitung zurückzuführen sein. Das stellte eine Ermittlungskommission am Donnerstagmorgen fest. Die Aufräumarbeiten waren am Tag nach dem Unfall vom frühen Mittwochmorgen in vollem Gange. Die 300 größtenteils demolierten Dacia-Pkws wurden auf einem Sammelplatz gelagert, umgekippte Waggons wurden wieder auf die Gleise gestellt.
Gerissen
ÖBB-Sprecher René Zumtobel: „Bei Güterzügen besteht eine
durchgehende, mit Luft gefüllte Bremsleitung. Wenn diese an einer Stelle
reißt, entweicht die Luft, und das Fahrzeug wird automatisch gestoppt.“ In
Braz dürfte sich aber die zwischen dem ersten und zweiten Waggon abgerissene
Leitung umgestülpt haben. Somit konnten zwar die Lok und der erste Waggon
gebremst werden, nicht aber die weiteren 15 Wagen.
Freigabe ab Dienstag
„Die Aufräumarbeiten mit drei Teleskopkränen
laufen nach Plan, am Freitag werden wir die Reparaturarbeiten starten“, so
Zumtobel. Dann müssen 800 Meter der Gleisanlagen und eine Weiche repariert
werden. Die Arlbergbahnstrecke dürfte dann ab Dienstagabend wieder befahrbar
sein.
Die Strecke zwischen Bludenz und Landeck muss weiterhin per Autobus bestritten werden. Die Zeitverzögerung beträgt rund 20 Minuten. Nachtzüge zwischen Zürich und Innsbruck werden hingegen über München umgeleitet – Verspätungen von 60 bis 90 Minuten müssen in Kauf genommen werden.
Millionenschaden
Herwig Wiltberger, Vorstand der
ÖBB-Infrastruktur AG, bezifferte den Schaden inzwischen auf bis zu fünf
Millionen Euro. Darin nicht enthalten sind allerdings die Schäden an den
transportierten Autos und an den Waggons, die dem französischen
Transportkonzern STVA gehören.
Keine Schuld
Dem Lokführer (45) aus Vorarlberg wurde inzwischen
von der Unfallkommission ein fehlerfreies Verhalten bescheinigt. Er konnte
den 777 Tonnen schweren Zug nicht mehr bremsen. Er erlitt wie berichtet
einen Schock und wurde leicht verletzt. Am Mittwoch konnte er das Spital
Bludenz wieder verlassen. Ein Psychologe kümmert sich um den 45-Jährigen.