Jagdhütten-Einbrüche
War Alois H. der gesuchte Serien-Dieb?
19.09.2013
Er könnte für die der 'Halali'-Bande zugeschriebenen Einbrüche verantwortlich.
Laut der Staatsanwältin Michaela Schnell steht im Raum die Frage, ob der Wilderer Alois H. für die der sogenannten Halali-Bande zugeschriebenen Einbrüche verantwortlich sein könnte. Seit etwa 2002 sind unbekannte Täter in Jagdhäuser in Niederösterreich eingestiegen, ehe schlussendlich Feuer gelegt wurde. Es könnte sein, dass die Vorfälle nicht von einer Bande verübt worden sind. Diese Straftaten seien durchaus auch von einem Einzeltäter durchführbar, so Schnell. Dass H. Komplizen gehabt hätte, dazu gebe es bisher keine Hinweise.
Einbruchserie in Jagdschlösser und -hütten
Seit dem Ende der 1990er-Jahre ist vor allem im Süden Niederösterreichs immer wieder in Jagdschlösser und -hütten eingebrochen worden. Der oder die Täter, die von den Medien den Spitznamen "Halali-Bande" bekommen haben, hatten es dabei vor allem auf wertvolle Waffen und Trophäen abgesehen. Genau solche Gegenstände wurden in großer Menge in dem Haus des Vierfachmörders Alois H. gefunden.
Es gibt noch eine weitere auffällige Parallele: Bei acht der "Halali-Bande" zugeordneten Einbrüchen haben der oder die Täter die Häuser angezündet, um die Spuren zu verwischen. H. hatte in seinem Haus ebenfalls Feuer gelegt, bevor er sich erschossen hat.
Schon zuvor gab es eine Reihe ähnlich gelagerter Einbrüche, 2002 legten der oder die Täter dann in einem Jagdschlosses bei Göstling Feuer. Gestohlen wurden Waffen und Jagdtrophäen, das teure Mobiliar und auch wertvolle Kunstgegenstände wurden in den Flammen zurückgelassen.
Zehn Millionen Euro Schaden
Es folgten weitere Brände: Im Oktober 2004 wurde unter anderem in der Jagdvilla der Hutmacher-Familie Nagy in der Nähe von Wiener Neustadt nach einem Einbruch Feuer gelegt, 2005 wurde ein Jagdhaus bei Pöggstall abgefackelt. Insgesamt entstand ein Schaden von bis zu zehn Millionen Euro.
Verdächtige wurden bis heute nicht ausgeforscht. Die Ermittler gingen aber davon aus, dass der oder die Täter enge Verbindungen zur Jagd haben. Stutzig machte die Polizei, dass an den Tatorten Spuren von Vandalenakten wie aufgeschlitzte Polstermöbel, mit Lack besprühte Autos und überflutete Wohngeschoße gefunden wurden.
Langwierige Ermittlungen
Die Ermittler müssen sich nach dem Vierfachmord mit dem im Haus des Schützen Alois H. gefundenen Waffenarsenal auseinandersetzen. Die Polizei hat rund 100 Langwaffen, zahlreiche Faustfeuerwaffen samt Munition, Jagdzubehör und unzählige Trophäen entdeckt. "Es ist noch unheimlich viel aufzuarbeiten", sagte die Leiterin der Staatsanwaltschaft St. Pölten Michaela Schnell. "Da steckt viel Arbeit dahinter." Die Untersuchung werde einige Wochen in Anspruch nehmen.
"Jede einzelne dieser Waffen gehört begutachtet. Die individuellen Seriennummern werden mit jenen abgeglichen, die in den vergangenen Jahren bei mehreren Einbrüchen und Brandlegungen in Jagdschlössern und -häusern entwendet wurden", sagte NÖ Polizeisprecher Johann Baumschlager. Außerdem werden im Landeskriminalamt Spuren verglichen und Schussbilder analysiert.
Das Waffenarsenal des 55-Jährigen "übersteigt zweifelsohne jeden erlaubten Rahmen um ein Vielfaches", sagte Franz Polzer, Chef des Landeskriminalamts. Eine solche Anhäufung sei nur als offiziell angemeldete Sammlung rechtens. Wie die APA anderweitig erfuhr, soll der Wilderer nur sechs seiner Waffen legal besessen haben.