Psychiater

Warum Fritzl sein Gesicht versteckte

16.03.2009

"Die Mappe ist wie eine Mauer, ähnlich wie bei seinen Straftaten", kommentiert der renommierte Psychiater Reinhard Haller Fritzls Verhalten.

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Bereits im Vorfeld der Verhandlung war es eine der größten Fragen, die sich Psychologen und Psychiater gestellt haben: Wie wird sich der Angeklagte Josef F. präsentieren? Wird er voll Stolz in den Gerichtssaal schreiten? Zerknirscht sein und Reue zeigen? Oder sich verstecken?

"Das Verhüllen ist mit hoher Symbolik zu werten", sagte Psychiater Reinhard Haller. "Die Mappe ist wie eine Mauer, ähnlich wie bei seinen Straftaten."

Hinter dem Ordner hat sich Josef F. versteckt und eine Wand zur Außenwelt ausgezogen. Nur durch das kleine Loch am Ordner konnten die Medien zu ihm durchblicken. Dass der 73-Jährige Emotionen gezeigt hat, sei nicht allzu verwunderlich, meinte der Psychiater. "Ein Mensch ist nie ganz schlecht oder ganz gut." Josef F. habe inzwischen Zeit gehabt nachzudenken und sein Handeln zu reflektieren.

Im Gerichtssaal hatte der Angeklagte mit Emotionen zu kämpfen, er hatte sogar mit Tränen zu kämpfen, schilderte Haller. Grundsätzlich mache Josef F. einen rüstigen Eindruck, er sei "ländlich im Auftreten" und habe auf Fragen korrekt geantwortet. Der Medienrummel rund um das Gerichtsgebäude erinnere den Psychiater an öffentliche Hinrichtungen, die im Mittelalter auch ein Volksfest waren.

Rückzug und Unsicherheit
Zitternd, die Hände gefaltet, saß F. laut Medienberichten auf der Anklagebank - Cornel Binder-Krieglstein vom Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP) sah darin jedenfalls einen Hinweis, dass ihm die Situation unangenehm war. In seinem "Selbstbild" sei er sich offenbar nicht mehr so sicher wie früher: "Er zieht sich zurück", so Binder-Krieglstein. Im Gegensatz zu manch anderen Angeklagten habe er nicht versucht, Gericht und Medien als Bühne für sich zu nutzen und für seine Ansichten zu werben.

Dass Fritzl vor dem Prozess noch äußerte, sich für Experten zur Verfügung stellen zu wollen, damit diese aus ihm lernen, sah der Psychologe nicht unbedingt als Gegensatz zu seinem verschlossenen Verhalten gegenüber Medien am Montag - lediglich der Presse und somit bis zu einem gewissen Teil auch gegenüber der Öffentlichkeit wollte er sich nicht mitteilen. Es könnte auch Strategie sein, sich still zu verhalten, meinte Binder-Krieglstein und betonte, dass man hier "von außerhalb" nur spekulieren könnte.

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