Ausnahmezustand am Freitagabend in Wien: Der jährliche Akademikerball findet statt. Nach ersten Schätzungen waren 2.000 Demonstranten vor Ort.
Am Wiener Schottentor hatten sich am Freitagabend die Demonstrierenden gegen den Freiheitlichen Akademikerball in der Hofburg versammelt, und von dort ihren Protestmarsch unter dem Motto "Kein Platz für Faschos" gestartet. Über den Ring zogen laut der "Offensive gegen Rechts", die die Demo organisierte, rund 2.000 Personen hin zum Stephansplatz. Dort ging die Kundgebung um etwa 19.15 Uhr zu Ende. Die Polizei stand mit 900 Beamten im Einsatz. Polizeisprecherin Julia Schick zog ein erstes Fazit - sie sagte: „Es wurden vereinzelt ein paar pyrotechnische Gegenstände gezündet, ansonsten ist die Demo jedoch ruhig verlaufen.“
Viele bekannte Gesichter bei Akademikerball
Wie jedes Jahr wird die Veranstaltung - von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer bezeichnet. Nicht dabei sein wird Partei-Chef Herbert Kickl, auch der EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky bleibt dem Ball fern - Norbert Hofer, der dritte Nationalratspräsident, lässt sich hingegen den FPÖ-Ball nicht entgehen - begleitet wird dieser von Richard Lugner, der schon im letzten Jahr mit seinem Besuch des Akademikerballes für Aufsehen gesorgt hat. Natürlich auch mit von der Partie ist der ehemalige Vizekanzler und FPÖ-Chef Hans Christian Strache, das hat er auf "X" (Twitter) gepostet.
Ich freue mich auf den heutigen Akademikerball, der mir als Burschenschafter und ehem. FPÖ-Obmann immer ein Herzensanliegen war und ich diesen in der Hofburg erhalten konnte.
— HC Strache (@HCStrache1) February 16, 2024
Der Ball der Bälle für Menschen mit Niveau und Bodenständigkeit.https://t.co/2pRYJgH7WD pic.twitter.com/IJ6uFzQ9Jp
Demo legt Wiener City lahm
Angemeldet wurde der Demozug für 200 Personen. "Ein rechtsradikales Vernetzungstreffen wollen wir nicht bei uns haben. Das es in den Prunkräumen der Hofburg stattfindet stört uns natürlich zusätzlich", sagte Organisator Axel Magnus kurz bevor die Demonstranten losgingen zur APA. Die Route führt vom Schottenring über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt, die Rotenturmstraße bis zum Stephansplatz. Dort ist eine Abschlusskundgebung geplant. Neben dem Protestmarsch wurden laut Polizei weitere vier Kundgebungen um den Burschenschafter-Ball angemeldet.
Aufgrund der Demonstrationen sowie des Platzverbotes rechnete die Polizei im Vorfeld mit Verkehrsbehinderungen in und um der Inneren Stadt. Der Ring ist seit 16 Uhr zwischen Operngasse und Schottengasse für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Weiters wird es laut Polizei zu temporären kurzfristigen Verkehrssperren und Verkehrsableitungen im Versammlungsbereich selbst, sowie auf allen angrenzenden Straßenzügen kommen.
#Verkehrsinformation aufgrund von Kundgebungen im Zuge des Akademikerballs.
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) February 15, 2024
Hinsichtlich der Einschränkungen im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel informiert Sie die Fahrgastinformation der @wienerlinien unter der https://t.co/reTiXybqUp. 01 7909-100. #w1602 pic.twitter.com/iGSBavxwV0
Rund 1.000 Polizisten sind im Einsatz
Nach den Ausschreitung im Jahr 2014, bei denen auch einige Polizisten verletzt worden, ist die Polizei vorsichtig. Schon im Vorfeld werden einige Teile der Stadt komplett gesperrt, damit sich die wilden Szene nicht mehr wiederholen. Für den Freitagabend sind fünf Demonstrationen angemeldet - aufgrund der Straßensperren werden Staus erwartet, rund 1.000 Polizeibeamte sind im Einsatz.
Umstrittene Gästeliste
Für Aufsehen sorgte auch in den vergangenen Jahren immer wieder die Gästeliste. Bei den zwei letzten Ball-Terminen - 2020 vor der Corona-bedingten Pause sowie im Vorjahr - war u.a. auch Martin Sellner in der Wiener Hofburg zugegen. Der frühere Kopf der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften "Identitären Bewegung" hatte zuletzt mit seiner Teilnahme an einem Rechtsextremisten-Treffen am 25. November in Deutschland für Aufsehen gesorgt, bei dem auch AfD-Politiker dabei waren und bei dem über Massendeportationen von Millionen Menschen gesprochen wurde.