ORF-Vize-Finanzdirektor Roland Weißmann über ''Wahlkampf'' im ORF und sein Ziel.
oe24.TV: Warum sind Sie der klare Favorit der Türkisen bei der ORF-Wahl?
Roland Weißmann: Ich freue mich natürlich über größtmögliche Zustimmung, aber ich habe von Beginn an gesagt, dass ich kein Kandidat einer Partei bin, sondern für eine Funktion. Am Ende des Tages ist es die Bestellung eines Postens und ein Wettbewerb der besten Ideen.
oe24.TV: ORF-Generaldirektor Wrabetz meinte im oe24.TV-Interview, Sie seien ein guter Abteilungsleiter, würden aber nicht den Ausschreibungskriterien entsprechen.
Weißmann: Manche verwechseln das möglicherweise mit einem Wahlkampf. Ich kann den Generaldirektor beruhigen, das tue ich auf jeden Fall. Er hat mir vor zehn Jahren die Gesamtprokura für den ORF gegeben. Darüber hinaus bin ich Geschäftsführer einer ORF-Tochter und verantworte ein Drittel des gesamten ORF-Budgets, das seit zehn Jahren immer auf den Punkt gepasst hat. Ich war ja 15 Jahre Journalist, auch dort in Führungsfunktionen. Der Stiftungsrat hat geprüft und uns alle zum Hearing zugelassen.
oe24.TV: Als ORF-Generaldirektor ist man mit Interventionen der Politik konfrontiert. Wie wollen Sie damit umgehen, wenn dann zufällig der türkise Freundeskreis interveniert?
Weißmann: Es wäre illusorisch zu glauben, dass es nicht so sein wird – übrigens nicht nur von einer Partei, sondern in Wahrheit von allen. Das gehört dazu. Politische Interventionen habe ich von Beginn an ausgeschlossen, die wird es bei mir und auch meinem Team schlicht und ergreifend nicht geben. Vor Interventionen muss man sich nicht fürchten, dafür sind auch die Redakteure viel zu unabhängig und objektiv. Egal, wie der Generaldirektor heißen wird, die werden ihre Arbeit weitermachen, das ist klar.
oe24.TV: Im ORF fürchten sich einige vor einer Türkisfärbung – wie 2001, als der zentrale Chefredakteur Werner Mück kam. Wie haben Sie das erlebt?
Weißmann: Ich habe das damals gar nicht so mitbekommen. Aber es ist ganz klar, dass heute niemand einen zentralen Chefredakteur will. Den wird es auch unter mir nicht geben. Vor Roland Weißmann braucht sich niemand zu fürchten. Unabhängige und objektive Information ist für mich klar, und die werde ich auch verteidigen, sollte ich zum ORF-Generaldirektor gewählt werden und sollte es eine Gefahr geben.
oe24.TV: Wie gehen Sie damit um, dass manche eine Orbánisierung befürchten?
Weissmann: Ich sehe da keinerlei Evidenz dafür. Ich bin nicht der Kandidat einer Partei. Ich freue mich natürlich über Stimmen aus allen Fraktionen. Ich bin seit 25 Jahren im ORF, meine Karriere verdanke ich ehemaligen Chefs im ORF. Im Unterschied zu anderen, die sich für die Position bewerben, war ich auch nie Parteimitglied.