Kremsmünster

Weitere Patres des Missbrauchs angeklagt

15.03.2010

Inzwischen wurden 5 Geistliche des Klosters in Oberösterreich suspendiert.

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Der Abt des Stiftes Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf), Ambros Ebhart, hat zwei weitere Patres, gegen die Missbrauchsvorwürfe vorgebracht worden waren, ihrer Ämter enthoben. Damit sind mittlerweile fünf Geistliche des oberösterreichischen Klosters suspendiert. Einer von ihnen hat sich schriftlich bei seinen Opfern entschuldigt.

"Ein Sadist wollte ich nie sein! Wenn ich den entsprechenden Eindruck erweckt habe, tut mir das leid! Ich war leider oft gedankenlos, oft launenhaft und allzu oft unbeherrscht. Dafür möchte ich mich entschuldigen", schreibt einer der beschuldigten Pater. Er beteuerte, seine Schüler "ausnahmslos gern gehabt" zu haben. "Mag sein, dass ich meine Gefühle oft zu wenig, manchmal auch gar nicht - bei anderen Gelegenheiten dann wieder zu deutlich und auf unzulässige Weise gezeigt habe." Wenn er jemanden traumatisiert und seelisch verletzt habe, bedaure ich das zutiefst und bitte um Entschuldigung, so der Geistliche.

Geständnisse
Insgesamt gebe es bisher gegen drei Patres Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs, berichtet Ebhart. Einer davon werde sich am Montag den Behörden stellen. Die beiden anderen seien ebenfalls bereit, mit den zuständigen staatlichen Stellen und der diözesanen Kommission gegen Missbrauch und Gewalt zusammenzuarbeiten. Gegen zwei weitere Geistliche stünden Anschuldigungen wegen physischer und psychischer Gewalt im Raum. Auch sie seien bis zur endgültigen Sachverhaltsklärung von ihren Ämtern entpflichtet.

Dank
In einem Brief an die ehemaligen Schüler des Stiftsgymnasiums, entschuldigen sich Ebhart und Prior Daniel Sihorsch ebenfalls für die Vorkommnisse: "Wir (...) sind im Grunde dankbar, dass Ihr dies offen zur Sprache bringt", schrieben sie. Auch wenn sich die äußeren Strukturen des Internates seither vollständig verändert hätten, liege es nun an der Klostergemeinschaft, missbrauchsfördernde Strukturen ehrlich zu hinterfragen und aufzuarbeiten.

Nachdem vergangene Woche Vorwürfe gegen zunächst drei Patres aufgetaucht waren, wurden diese am Mittwoch suspendiert. Am Sonntag tagte im Kloster ein Krisenstab aus Ordensbrüdern und weltlichen Beratern. Danach enthob der Abt noch zwei weitere Geistliche ihrer Ämter. Er wolle damit ein deutliches Zeichen setzen, "dass mir und der Klostergemeinschaft an einer klaren und transparenten Aufklärung und Aufarbeitung des Geschehenen gelegen ist", so Ebhart in seiner Stellungnahme. Die Vorfälle sollen sich in den 1980er-Jahren, bzw. einer ein den 1990er-Jahren ereignet haben.

Insgesamt über 100 Fälle
Österreichweit hat die Zahl der Betroffenen die 100 bereits überschritten. Weit mehr Betroffene haben sich seit Jahresbeginn bei den diözesanen Ombudsstellen der katholischen Kirche gemeldet. Großteils mangelt es aber noch an konkreten Zahlen, viele Fälle überschneiden sich. Ein tatsächlicher Überblick fehlt den Stellen noch.

Haubner fordert Gratis-Therapie
Im Zusammenhang mit den bekanntgewordenen Missbrauchsfällen in der Kirche fordert BZÖ-Familiensprecherin Ursula Haubner kostenlose Therapien für Kinder, die Missbrauchsopfer geworden sind. Derzeit müssten Eltern die Behandlung bezahlen und bekämen nach einer "mitunter schwierigen" Bewilligung durch die Krankenkassen nur einen Teil der Kosten refundiert, erklärte Haubner.

FPÖ: Täter soll Opfer-Therapie bezahlen
Im Gegensatz dazu fordert die FPÖ, dass die Täter die psychotherapeutische Behandlung der Opfer bezahlen sollen. Weiters sei es "dringend erforderlich", Psychotherapieplätze zu schaffen, im niedergelassenen Bereich sei nicht einmal ein Fünftel des Bedarfs gedeckt, meinte Norbert Hofer, stellvertretender FPÖ-Obmann, am Montag in einer Aussendung.

Bundeskanzler Werner Faymann (S) hat sich für eine "sehr sachliche" Auseinandersetzung mit Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ausgesprochen, berichtete die Kathpress am Montag. Zugleich stellte er die Notwendigkeit von strengeren Regelungen in den Raum, warnte aber auch vor "Schuldzuweisungen und Gehässigkeiten". Anlass für die Wortmeldung des Kanzlers war ein Treffen mit Vertretern aller 14 in Österreich anerkannten anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften.

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