Fünf Jahre Regeneration seien für das Welser Konzertgelände nun nötig.
Mindestens fünf Jahre werden die Magerwiesen am Gelände des Welser Flugplatzes nach dem AC/DC -Konzert Ende Mai brauchen, um sich wieder zu regenerieren. Das schätzt Martin Schwarz, Biologe des Naturschutzbundes Oberösterreich. Dessen Obmann Josef Limberger fordert eine Unterschutzstellung des Areals, das aufgrund seiner Artenvielfalt ein genetischer Pool sei, wie er bei einem Lokalaugenschein am Dienstag sagte. Die Stadt Wels zog unterdessen eine positive Bilanz.
Welser Heide
Der Flugplatz ist der letzte Rest der Welser Heide,
ähnliche Lebensräume in dieser Dimension gebe es in Oberösterreich und
Bayern nicht, so Limberger. Die riesige ebene Fläche erscheint auf den
ersten Blick unspektakulär. Bei genauerem Hinsehen, erkennt auch der Laie
die Buntheit der Vegetation, die kennzeichnend für die ökologische Bedeutung
des Areals ist: Nährstoffarme Magerwiesen verfügen über einen weit größeren
Reichtum an - teils gefährdeten - Tier- und Pflanzenarten als herkömmliche
Fettwiesen.
Schwere Schäden
Beim AC/DC-Konzert habe es nicht nur durch
die Besucher und schweres Gerät Schäden gegeben, sondern auch durch die
großflächig ausgebrachten Hackschnitzel, so die Naturschützer. Diese hätten
nicht nur zu allergischen Reaktionen geführt, sondern seien nach der
Veranstaltung nur unvollständig entfernt und rund 600 Kubikmeter
zurückgelassen worden. Um den ursprünglichen Lebensraum zu erhalten, müsse
die oberste Bodenschicht entfernt werden, ansonsten würde sich das Areal in
eine Fettwiese verwandeln, erklärte Schwarz.
Kritik übt der Naturschutzbund an der Stadt Wels: Bis heute habe man - entgegen vorheriger Zusagen - keine Einsicht in den Bescheid und das Naturschutzgutachten bekommen, so Limberger, der eine Umwelthaftungsklage angekündigt hat. Außerdem seien statt der geplanten zehn Hektar bis zu 18 Hektar in Mitleidenschaft gezogen und der Müll teilweise in den Boden eingearbeitet worden.
Mega-Veranstaltung
Events mit 10.000 bis 20.000 Besuchern und
außerhalb der Brutzeit seien kein Problem für das Gelände, will Limberger
Veranstaltungen nicht komplett verbannen. Aber 95.000 Besucher, wie sei am
22. Mai gezählt wurden, seien einfach zu viel: "Wir wollen, dass das nicht
mehr vorkommt." Der Naturschutzbund verlangt, dass "so viel wie möglich" von
dem insgesamt rund 100 Hektar großen Areal unter Naturschutz gestellt wird.
Stadt Wels sieht die Dinge anders
Die Stadt Wels zog in einer
Presseaussendung eine positive Bilanz des Konzerts: Rund 5.000
Übernachtungen seien in der Region verzeichnet worden. Der Imagegewinn
entspreche Inseraten im Wert von 1,1 Mio. Euro. Der Naturschutzexperte der
Stadt habe festgestellt, dass die Vogelpopulation "in gleichem Maße
vorhanden ist wie vor dem Konzert". Limberger hingegen berichtete, man habe
seither weniger Vögel beobachtet, genaue Zählungen gebe es aber nicht, weil
die Nester im Gras verborgen seien.
Der Welser FPÖ-Stadtrat Andreas Rabl forderte in einer Presseaussendung eine genaue Analyse der Veranstaltung. "Fraglich ist, in welcher Höhe Kosten angefallen sind und ob sie vom Veranstalter abgedeckt wurden." Dazu solle ein Runder Tisch einberufen werden, verlangte Rabl.