Reaktionen

"Wichtig, dass sie noch lachen kann"

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Die ersten Reaktionen auf Nataschas TV-Auftritt waren positiv. Ihre Mutter ist sehr stolz auf sie, der Gerichtspsychiater lobte ihren Mut zum Gespräch.

"Das Wichtigste für mich war, dass sie noch lachen kann", sagte Gerichtspsychiater Reinhard Haller am Mittwochabend angesichts des im ORF ausgestrahlten Interviews mit Natascha Kampusch. Viele Traumpatienten seien nicht mehr in der Lage, Emotion zu zeigen, meinte der Experte. Insgesamt habe die 18-Jährige einen "recht sicheren und durchsetzungsfähigen Eindruck" gemacht.

Selbstheilung durchs Gespräch
Sie war sicher auch ganz " normal" aufgeregt und nervös wie jeder, der zum ersten Mal vor der Kamera steht, erklärte der Psychologe. Ihre Fähigkeit, Worte zu bilden und ihre Meinung durchzusetzen, sei sehr gut ausgeprägt.

Bei bestimmten Fragen - zum Beispiel bei der Beschreibung von Panikattacken oder ihrem Aufenthalt im "Verlies" - habe sich aber ganz klar gezeigt, dass sie unter Spannung stehe, sagte der Psychologe. "Der Mut, darüber zu sprechen, ist allerdings ein wichtiger Akt zur Selbstheilung. "

Gutes Gespür für andere Menschen
"Am meisten imponiert mir, wie gut sie psychische Zustände beschreiben kann", sagte Haller. Außerdem verfüge Kampusch über ein unglaublich gutes Gespür und könne sich in andere Menschen - zum Beispiel die Mutter des Entführers Wolfgang Priklopil - hineinversetzen. Wichtig sei auch, dass sie der ganzen Situation etwas Positives abgewinnen könne und sich für andere Menschen einsetzen will, meinte Haller.

Nataschas Mutter ist stolz
"Ich bin sehr stolz auf sie, dass sie die Flucht geschafft hat und so stark ist", so die Mutter Brigitta Sirny im Anschluss an das TV-Interview von Natascha Kampusch im ORF. Am meisten bei dem Gespräch habe sie beeindruckt, dass ihre Tochter mit sich selbst einen Pakt geschlossen hat, zu fliehen.

Natascha wirke schüchtern
In den Kaffeehäusern und Lokalen in Wien war das Interesse am ersten TV-Interview mit Natascha Kampusch groß. Im Cafe Soferl am Naschmarkt zeigte der Bildschirm über der Bar ausnahmsweise kein Fußballspiel.

Sofort wird das Auftreten des Mädchens "analysiert": Sehr schüchtern wirke sie, aber gut drücke sie sich schon aus, ein bisschen noch wie ein Kind. Der Kellner meint: "Sie sieht fröhlich aus, hat ein hübsches Gesicht. Ich finde, sie sollte jetzt Urlaub machen."

"Ihre Geschichte bewegt mich sehr"
"Die Zeitungen haben sie viel selbstbewusster dargestellt" und das Interview vermittle einen völlig anderen Eindruck von Natascha, als man davor hatte. Manche meinen, eine psychische Beeinträchtigung zu erkennen. "Ihre Geschichte bewegt mich sehr", sagt ein Mädchen.

Authentisches Auftreten
"Sie ist authentisch, so wie wir sie in dem Interview gesehen haben", sagte ihr Anwalt Gabriel Lansky in einem Runden Tisch nach der Sendung. "Sie hat aber natürlich auch eine sehr sensible Seite", so die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits. Besonders berührend fand Kinderpsychiater Max Friedrich jene Szene in dem Interview, in der Kampusch beschrieben hatte, wie sie in ihrer Fantasie mit ihrem zukünftigen Ich korrespondiert hat.

Antiquierte Sprache
Ein "spannendes Phänomen" war für Friedrich die mitunter antiquierte Sprache von Kampusch, etwa dass sie in dem Interview wenig gebräuchliche Mitvergangenheitsformen gebraucht hat. Dies dürfte einerseits an den Bezugspersonen von der jungen Frau vor ihrer Entführung liegen, andererseits dürfte ihr Entführer als " Bildungsvermittler" ihr eine sehr gewählte Sprache nahe gebracht haben.

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