Die Einbruchszahlen explodieren, pro Tag werden in Österreich schon 63 Wohnungen und Häuser ausgeräumt. ÖSTERREICH enthüllt die Tricks der dreisten Verbrecher.
Noch nie war die Gefahr so groß, Opfer eines Einbruchs zu werden. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche um fast 11 Prozent, bei Häusern sind es sogar satte 38 (!) Prozent.
Die jüngsten Fälle: In Gmunden (OÖ) drangen Unbekannte in eine Villa ein, wollten Antiquitäten stehlen. Eine Haushälterin überraschte die Männer, wurde mit einer Pistole bedroht. In Wien wachte eine 68-Jährige in der Nacht auf Sonntag auf und ertappte zwei Einbrecher. Und im Burgenland stellte die Polizei gestern eine ganze Einbrecherbande. Die Politik sucht hektisch nach Lösungen. Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl fordert jetzt im ÖSTERREICH-Interview 2000 Polizisten mehr. Der Kriminalsoziologe Christopher Schlembach vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) hat in einer Studie erforscht, wer die Verbrecher sind. ÖSTERREICH zeigt, wie die Täter ticken und welche Tricks sie verwenden:
Beschattung
Professionelle Einbrecherbanden – häufig aus
Osteuropa – wollen genau wissen, bei wem sie später einbrechen. Sie
beschatten ihr Opfer, notieren sich den Tagesablauf, achten auf alle
Details. Um den Lebensstandard zu erforschen, werden oft Mülltonnen
durchwühlt. Gesucht wird nach Spuren eines luxuriösen Lifestyles – etwa
Champagnerflaschen oder hohen Kreditkartenabrechnungen. Die Täter erstellen
dann ein genaues Opferprofil.
Besonders gefragt sind junge Singlewohnungen. Zitat eines Einbrechers: „Einzelgänger. Je jünger, desto mehr sind sie vom Konsumzwang abhängig. Sie wollen sich schöne, teure Sachen kaufen – da macht man das meiste Geld.“
Zwischen 9 und 11 Uhr
Es ist ein Irrglaube, dass Einbrecher in
der Nacht kommen. Im Gegenteil. Meist geht alles ganz schnell, mitten am
Tag, bei Sonnenlicht. Ein Täter erzählt: „Am Wochenende schau ich mir die
Wohnungen an. Montag bis Freitag kommt dann die Arbeit. Immer von 9 bis 12
Uhr vormittags, weil da die Leute in der Arbeit und die Kinder in der Schule
sind. Da ist selten jemand in der Wohnung.“ Die Täter haben es leicht, in
ein Wohnhaus zu gelangen. Das Institut für technische Sicherheit hat das mit
einer Feldstudie bewiesen. In Wien wurden über 200 Mehrfamilienhäuser
getestet. Fazit: Bis 14 Uhr waren 83 Prozent der Versuche, mit einem Vorwand
ins Wohnhaus zu gelangen, erfolgreich.
Faule Ausreden
Wenn die Einbrecher am Hausgang auf Nachbarn
treffen, werden oft eingeübte Ausreden präsentiert. Die Einbrecher führen
Small Talk, lassen keinen Verdacht aufkommen. Oft stehen weitere Komplizen
während des Einbruchs im Stiegenhaus, um ihren Kollegen vor Kontakt zu
warnen.
Nur Minuten
Profi-Einbrecher brauchen nur Sekunden, um in eine
Wohnung zu gelangen. Einmal im Inneren, wissen sie genau, wo sie suchen
müssen. Profis gehen dabei oft brutal vor. Sofas werden aufgeschnitten,
Bilder zerstört, alles wird fachmännisch zerlegt und durchwühlt. Meist
dauert der Spuk nur drei bis vier Minuten, dann sind Täter und Beute (im
Durchschnitt pro Einbruch Wertgegenstände um 3.000 Euro) weg.
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