Ab dem kommenden Schuljahr wird es in den Wiener Ganztagsschulen einen wöchentlichen "Veggie Day" geben, an dem ausschließlich vegetarische Speisen angeboten werden.
Damit werde der Qualitätsanspruch beim Schulessen weiter gesteigert und das Klima geschont, so Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS). Auch für die Bewusstseinsbildung für aktiven Klimaschutz sei der "Veggie Day" wichtig für Kinder und Jugendliche, aber auch deren Eltern und Lehrkräfte.
Im laufenden Schuljahr werden pro Woche über 200.000 Mittagsportionen an die 208 ganztägig geführten Schulstandorte geliefert, hieß es in einer Aussendung des Bildungsstadtrats. Bei der Abfolge der einzelnen Menülinien ist dabei im Schnitt ein Mal pro Woche ein Fleischgericht vorgesehen. Allerdings würden viele Schulen zwischen den Menülinien wechseln, in der Praxis wird damit bis zu drei Mal pro Woche Fleisch bestellt. Wird ein Menü mit Fleisch angeboten, wählen es rund 40 Prozent der Schulen aus.
Diskussionen in den sozialen Medien
In den sozialen Medien sorgt die Ankündigung des verpflichtenden Veggie Days in Wiener Ganztagsschulen für Diskussionen. Während eine Gruppe die Aktion für sehr sinnvoll hält, gibt es auch Kritiker. Manche User beklagen eine Bevormundung. Ein Kommentar geht auf den angesprochenen Klima-Effekt des Veggie Days ein: "Wie importieren jetzt schon mehr als die Hälfte vom Gemüse und Co., und das u.a. aus China und aus Südamerika. Den Gemüseanbaugebieten weltweit geht in absehbarer Zeit das Wasser aus. Das heimische Gemüse kommt mehr als die Hälfte des Jahres aus beheizten Glashäusern. Was davon soll gut für die Umwelt sein?"
Definition von #Generationengerechtigkeit bei @NeosWien:
— Florian Habersberger ???????????????????????? (@FHabersberger) June 26, 2023
in der Opposition: Reform des Wiener Beamtenpensionssystems, weniger Ausgaben (zB Inserate), weniger Schulden, gscheite Schüler statt g'stopfte Politiker ????
in der Regierung: verpflichtender (!) Veggie Day für Schüler ????♂️ pic.twitter.com/794ghdaRNj
Viele User nehmen die Nachricht aber positiv auf: "Guter Anfang auch wenn ein Tag etwas dürftig ist", schreibt etwa ein User. "Das finde ich vollkommen in Ordnung. Zu Hause wird es ja auch nicht nur Fleisch geben", heißt es in einem weiteren Kommentar.
Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr beantwortete auf seinem Facebook-Profil fragen zum Veggie Day. So antwortet er auf die Frage eines Users, ob es einen Tag gebe, an dem nur Fleischgerichte angeboten werden würden: "Nein, im Prinzip gibt es an allen Tagen immer eine vegetarische Option. Die detaillierte Menübestellung obliegt aber den Schulen selbst. Nur am Veggie Day muss es eben in Zukunft ausschließlich vegetarische Optionen geben", erklärt Wiederkehr.
FPÖ kritisiert "Veggie-Day": "Kann nur ein schlechter Scherz sein"
Die FPÖ wirft Wiederkehr angesichts vieler "Negativ-Schlagzeilen bezüglich der Wiener Kindergärten und Volksschulen" mit der Ankündigung eines "Veggie Days" eine falsche Prioritätensetzung vor: Kindergartenpädagogen demonstrieren, um auf ihre prekären Arbeitsverhältnisse hinzuweisen, dringend benötigte Förderungen in Deutschklassen werden nicht ordentlich umgesetzt, Volksschullehrer kündigen ihre Jobs wegen den untragbaren Zuständen an den Schulen. "All das negiert Wiederkehr gekonnt und setzt offenbar andere Prioritäten", kritisiert FPÖ-Gemeinderat Stefan Berger.
"Wieder einmal muss der Klimaschutz für eine schikanöse Maßnahme, die diesmal unsere Kinder trifft, herhalten. Wiederkehr soll sich auf die Vielzahl an Problemen im Bildungsbereich konzentrieren und seinen Laden endlich auf Vordermann bringen, anstatt sich in Menüfragen zu verzetteln", so Berger.
Umweltbewusstes Bestellverhalten beim Schulessen
Mit dem "Veggie Day" sollen die Schulen künftig auf ein gesundes und umweltbewusstes Bestellverhalten beim Schulessen aufmerksam gemacht werden. Immerhin würden Lebensmittel das Klima sehr unterschiedlich belasten. Bei der Befragung einiger Schulleitungen sei die Mehrheit hinter der Maßnahme gestanden.
Schon jetzt müssten die Lieferanten der Mittagsverpflegung diverse Vorgaben erfüllen. Vorgeschrieben ist neben den erforderlichen Nährwerten u.a. ein Bioanteil von zumindest 50 Prozent. Rind- und Schweinefleisch muss zu 100 und Geflügel zu mindestens 50 Prozent aus Österreich stammen, generell sind regionale Produkte zu bevorzugen. Auch die Bereitstellung von saisonalem Obst ist Pflicht.
Erstellt werden die Speisepläne von Ernährungsberaterinnen und -beratern der Lieferanten. Die Speisepläne wiederholen sich acht Wochen lang nicht, das soll für Vielfalt und Abwechslung sorgen. Die detaillierte Auswahl der Menüs erfolgt an den Schulstandorten. Die Einführung des "Veggie Days" in Zusammenarbeit mit den Lieferanten soll nun zusätzlich zu einem gesunden und nachhaltigen Essen an den Wiener Ganztagsschulen beitragen, hieß es in der Aussendung.