Debatte

73 Prozent für Sonntags-Öffnung

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Nun beginnt der Streit um die Tourismuszonen: Gewerkschaft dagegen, Häupl hält sich raus.

Der Streit um die Sonntagsöffnung ist neu entbrannt: Geht es nach der Wirtschaftskammer Wien, soll sie so bald wie möglich in Teilen der Stadt Realität werden. Am Dienstag präsentierte WKO-Wien-Präsident Walter Ruck das Ergebnis einer entsprechenden Urabstimmung. Demnach haben sich knapp 73 Prozent der Unternehmer für die Errichtung sogenannter Tourismuszonen ausgesprochen, in denen Geschäfte auch sonntags ihre Türen offen haben dürfen.

Häupl hält sich raus, erst Einigung der Sozialpartner
Einer, der anscheinend fest entschlossen ist, sich aus dem Streit herauszuhalten, ist Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Er ließ verlautbaren, dass sich zunächst die Sozialpartner einigen müssten, bevor man über eine Aufsperrerlaubnis reden wird. Ruck kündigte bereits an, das Gespräch mit Wolfgang Katzian, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), suchen zu wollen. „Ich werde Katzian zu Verhandlungen einladen“, so Ruck. Der zeigt sich allerdings nur mäßig beeindruckt. In einer ersten Reaktion ließ Katzian wissen, dass er die Beteiligung von nur 16 Prozent nicht für „berauschend“ halte. Und: „Das Ergebnis ändert nichts an unserer Haltung zu Tourismuszonen in der Innenstadt.“

Auch die Einkaufszentren wollen Sonntagsöffnung
Walter Ruck fasst aber nicht nur die Innenstadt ins Auge, er könnte sich auch die Untere Mariahilfer Straße und Schönbrunn als Tourismus­zonen mit gesonderten Öffnungszeiten vorstellen. Für Franz Georg Brantner von der GPA-djp lediglich der Versuch, sich eine generelle Sonntagsöffnung über ein Hintertürchen zu erschleichen.
Tatsächlich werden bei den Einkaufszentren bereits Stimmen laut, die eine derartige Lösung für ungerecht halten. Richard Lugner etwa sagt: „Wenn die Sonntagsöffnung kommt, sollte Gleichberechtigung gelten. Ich halte nichts davon, wenn nur die Tourismuszonen profitieren.“

Gewerkschaft findet: "Ergebnis ist nicht beeindruckend"

Franz Georg Brantner von der GPA-djp steht für Gespräche bereit.

ÖSTERREICH: Die Wirtschafts­kammer Wien hat sich für sogenannte Tourismuszonen ausgesprochen …
Franz Georg Brantner: 84 Prozent der Unternehmer haben sich zu diesem Thema gar nicht erst geäußert. Demnach ist das Ergebnis für mich nicht sonderlich beeindruckend.

ÖSTERREICH: Die WKO hat angekündigt, die Gewerkschaft zu Verhandlungen zu laden. Werden Sie die Einladung annehmen?
Brantner: Natürlich, das ist doch das Merkmal der Sozialpartnerschaft.

ÖSTERREICH: Wie steht die GPA-djp zu dem Vorhaben?
Brantner: Für mich ist das eine Hintertür zu einer generellen Sonntagsöffnung. Sobald Geschäfte in den sogenannten Tourismuszonen geöffnet haben, fühlen sich Unternehmer andernorts schnell benachteiligt.Gewerkschaft findet:

Wirtschaftskammer Wien: "Wien kann nur so Weltstadt werden"

Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, ließ Urabstimmung durchführen.

ÖSTERREICH: Wie soll es nach der Urabstimmung nun weitergehen?
Walter Ruck: Bürgermeister Häupl hat bereits wissen lassen, dass er sich eine Sonntagsöffnung vorstellen kann. Zunächst geht es also um die Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern. Ich werde Herrn Katzian anrufen, ihm das Ergebnis mitteilen und ihn zu einem Gespräch einladen. Mit dem Ergebnis werden wir dann den Bürgermeister konfrontieren.

ÖSTERREICH: Wann könnte es dann so weit sein?
Ruck: Ein Zeitlimit zu setzen gehört nicht zum guten Ton unter Verhandlungspartnern, aber den Song Contest im Mai würde ich als sehr charmant empfinden. Das wäre eine perfekte Gelegenheit für Wien, sich endlich als Weltstadt zu präsentieren.

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